Ein wenig sprachlos....

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Ein wenig sprachlos und atemlos war ich nach der Lektüre. War das nun tatsächlich die Lebensgeschichte der Autorin? War das fiktiv? Beides kombiniert? Letztlich aber ist es mir dann doch nicht mehr so wichtig, denn diese Geschichte ist faszinierend. Die Beziehungen zwischen den aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen stammenden Familienmitgliedern ist geprägt von einer gewissen Stille: Weder wird zwischen den Eheleuten besonders viel über die eigene Geschichte gesprochen, noch wird eine Annäherung an die Kultur des anderen gesucht. Jeder lebt fremd in der neuen, amerikanischen Kultur. Die Tochter ist dabei das Bindeglied, gleichzeitig ebenso fremd für die Eltern. Manchmal kam es mir so vor als beobachteten die Eltern ihr Kind, ein bisschen von außen. Die gemeinsame Sprache wird vom Vater nicht gut gesprochen, ich fand es bedauerlich, dass der Tochter keine Sprache der Eltern mitgegeben worden ist, was hätte das für eine Vielfalt sein können! So blieb letztlich jeder für sich. Die unterschiedlichen Kapitel stellen jeweils ein Familienmitglied ins Zentrum, sehr spannend fand ich dabei den Vater, dessen chinesische und panamaische Herkunft nicht besonders glücklich erschien, da hätte ich gern mehr erfahren, aber das ging seiner Tochter wohl auch so. Die Geschichte der deutschen Mutter ist deutlicher, sie erschien mir als Person sehr schwierig. Ihr Hadern hinsichtlich einer Rückkehr in ein Land, das sie selbst nicht mehr richtig kennt, ist nachvollziehbar. Ihre Wünsche bleiben auf der Strecke, die Realität hält sie fest in einer Ehe und in einem Land, in dem sie doch nie ankommt. Der Versuch der Tochter, im Ballett Erfüllung zu finden, scheitert. Der Abschnitt über die Liebesgeschichte zwischen der Tochter und dem Einwanderer war ebenso ungewöhnlich wie die vorherigen Kapitel, wenn auch auf gewisse Weise zärtlicher. Auch hier beginnt die Geschichte mit der Sprachlosigkeit, denn der Liebhaber ist Sprachschüler der Tochter. Wieder prallen fremde Welten aufeinander, erneut sehr schön beschrieben und realistisch. Insgesamt sehr lesenswert, eine ungewöhnliche Geschichte.