Immigrantenschicksale

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
buecherfan.wit Avatar

Von

In ihrem im Original schon 1995 erschienenen autobiografisch gefärbten Debütroman erzählt Sigrid Nunez die Geschichte einer Immigrantenfamilie. Der Vater hat chinesische Wurzeln und stammt aus Panama. Während seiner Zeit als Soldat in Deutschland lernt er seine deutsche Frau Christa kennen. Sie wandern in die USA aus und leben in Brooklyn. Die namenlose Ich-Erzählerin widmet ihm den ersten Abschnitt ihres Buches unter dem Titel Chang, denn so hieß er, bis er in den 30ern den spanischen Namen seiner Mutter annahm. Die Erzählerin kannte ihren Vater nicht wirklich, denn er hat immer nur gearbeitet und bis zu seinem Tod nie richtig Englisch gelernt. Im zweiten Abschnitt lernen wir die Mutter kennen, eine hübsche mal fröhliche, mal sehr traurige Frau, die zu unkontrollierbaren Wutanfällen neigte und teilweise recht rabiat mit ihren Töchtern umging. Sie hatte ihr Leben lang Heimweh nach Deutschland, fuhr aber nur noch selten in die Heimat. Sie war unglücklich in ihrer Ehe, ließ sich aber trotzdem nicht scheiden. Im dritten Abschnitt geht es um die Liebe der Protagonistin zum Ballett. Sie nimmt vom 12. Lebensjahr an Ballettstunden, muss aber bald einsehen, dass das du spät ist, um eine Ballerina zu werden. Sie hat große Schmerzen beim Training, besonders bei dem Versuch, den Spitzentanz zu beherrschen. Im vierten Teil geht es um ihre Liebesbeziehung zu dem Russen Vadim aus Odessa, der anfangs Schüler in ihrem Englischkurs ist. Je besser sein Englisch wird, desto mehr erfährt sie aus seiner schlimmen Vergangenheit, so dass er ihr am Ende nur noch Angst macht.
Nunez beschreibt eindrucksvoll, was Entwurzelung und der Verlust von Heimat und Sprache mit den Menschen machen, welche besondere Verbindung zwischen Liebe und Sprache besteht und welche Macht Familie über unser Leben hat. Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich empfehle ihn ohne Einschränkung.