Von der Bedeutung der Chemie und des Ruderns

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gkw Avatar

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Zu schade, dass Katherine Hepburn nicht 80 Jahre später geboren wurde, das Buch schreit förmlich nach einer Verfilmung mit ihr in der Haupttrolle.
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Elizabeth Zott ist eine außergewöhnliche Frau. Sie ist Chemikerin, sie ist intelligent, sie ist brillant und - sie ist eine Frau. Das bedeutet in den 60er Jahren, dass sie nicht ernst genommen wird, dass man von ihr erwartet, sich um Haus und Herd zu kümmern und sie keine Aussichten auf eine wissenschaftliche Karriere hat. Ihre Leidenschaft ist die Chemie und die sieht sie überall im Leben, nicht nur im Labor oder bei der Haushaltsführung.
Als sie eine Kochsendung im TV moderiert, bringt sie die Chemie ins Leben amerikanischer Hausfrauen.
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Elizabeth ist klar und direkt, diplomatische Vorgehensweise ist nichts für sie. Sie ist eine starke Frau und akzeptiert die Beschränkungen nicht, die man ihr auferlegt. Sie passt sich nicht an. lässt sich nicht einschüchtern und leistete Widerstand, wo immer dies möglich ist.
Zusätzlich zu dieser beeindruckenden Person stellt uns der Roman weitere außergewöhnliche Menschen vor:
den auch als nerdigen Sonderling verrufenen Nobelpreiskandidaten Calvin Evans, der ihren Intellekt schätzt,
die hochintelligente Tochter Madeline, die sich vor ihren Schulkameradinnen "klein macht", um nicht sozial ausgegrenzt zu werden,
die pragmatische Nachbarin Harriet, die alle Probleme tatkräftig lösen kann, nur nicht ihre eigenen,
der Fernsehproduzent Walter, mal überfordert, mal verwirrt,
und natürlich Halbsieben, zwar kein Mensch, aber doch unverzichtbar und wichtig für Elizabeth.

De Personen sind definitiv alle etwas überspitzt und klischeehaft gestaltet, aber das tut dem Vergnügen keinen Abbruch.
Die Geschichte wird teils lakonisch, teils sehr humorvoll erzählt, die Dialoge sind spritzig und witzig. Das Buch hat ein gutes Tempo und das zieht einen schnell hindurch.

Der Roman bietet ein realitätsgerechtes Gesellschaftsbild der 50er und 60er Jahre mit ihren Rollenbildern, fehlender Gleichberechtigung für Frauen, Ächtung unverheirateter Mütter, ....
Er handelt von Unterdrückung und Befreiung, auch von der Liebe zu Wissenschaft und der Bedeutung des Ruderns und gibt uns die Botschaft, für unsere Träume zu kämpfen.
Und natürlich handelt das Buch auch von Chemie. Ich habe viel gelernt und begreife nun die Faszination, die davon ausgeht, und was uns die Chemie lehren kann.

Fazit
Ein wunderbares Buch, unterhaltsam geschrieben und doch mit Niveau, ein Wohlfühlroman, aber im positiven Sinn.
Das Ende fand ich nicht ganz so gelungen, da wird es etwas zu viel des Guten, aber das sind nur wenige der insgesamt 457 Seiten.