Eine Frage der Höflichkeit

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jule1 Avatar

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Der Inhalt des Romans ist schnell erzählt. Während der in Amerika herrschenden Depression bemühen sich junge, meistens reiche Menschen darum, möglichst ausschweifend zu leben , weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Diese Ausschweifungen beziehen den Alkoholgenuss ebenso ein wie wechselnde Liebesbeziehungen. Durch den Roman hindurch zieht sich jedoch dieser Faden der großen Liebe von Katy zu Tinker, eine Liebe, die unerfüllt bleibt, weil das Schicksal andere Wege geht und von dem angelernten Verhalten der Höflichkeit seit George Washington unterstützt wird. Nachdem Tinker einen Autounfall hatte, bei dem Eve schwer verletzt wird und Kate unverletzt bleibt, entscheidet er sich nicht mehr für Kate, sondern bleibt aus Gewissensgründen bei Eve. Diese Spielregel zieht sich durch den Roman und wird vom Autor zu Recht kritisch beleuchtet. Das ist ihm gelungen und lässt den Leser bei der Stange bleiben.

Auch seine Prosa gefällt mir gut, sie fängt Bilder ein, die man nicht so schnell vergisst.

Dennoch ist mir ein wenig zuviel Schwarz-Weiß  Malerei vorhanden. Die ältere Mäzenin mit dem jungen Mann, den sie sich eingekaut hat. Das Geheimnis, das darum gemacht werden muss, auch aus Gründen der Höflichkeit?

Überhaupt nicht gefallen hat mir die Geschichte um Tinker und seine Bruder Hank. Hank ist der gesellschaftskritische, so wird er zumindestens zu 3/4 des Buches dargestellt, der an den Spielregeln scheitert. Und genau dieser Hank geht zur Armee und steigt auf? Das finde ich einfach nicht psychologisch verständlich.

Und Tinker, der zunächst nur den Aufstieg möchte, heraus aus der Gesellschaft, in die ihn sein Vater gebracht hat, genau der arbeitet am Ende des Buches am Pier und verwahrlost?  Darüber muss ich wohl noch ein bisschen nachdenken, bevor ich den Roman gerne weiterempfehlen kann.