Elegant wie Art Deco

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 „Eine Frage der Höflichkeit“ von Amor Towles ist ein Buch, das mich beim Lesen ganz glücklich gemacht hat.

Ein Stil, der sprachgewordene Art Deco-Architektur ist, so elegant, schnörkellos und mit einem Humor, der leicht wie eine Sommerbrise und verspielt wie ein Jazzsong daher kommt. Hier sei ein großes Dankeschön der Übersetzerin Susanne Höbel gesagt.

Amor Towles nimmt zu Beginn seines Romans die Fotografie-Ausstellung „Subways“ des amerikanischen Fotografen Walker Evens zum Anlass, um die Ich-Erzählerin Kate in ihre Vergangenheit zu katapultieren; ins Amerika der 30er Jahre, in die Zeit kurz nach der großen Depression und Rezession.

Die Retrospektive beginnt mit dem letzten Abend des Jahres

1937. Kate und ihre Mitbewohnerin Eve Ross lernen in dem Jazzkeller „Hotspot“ einen jungen, gepflegten, gutaussehenden Mann namens Theodore Grey, genannt Tinker kennen.

Eine Menage a troi beginnt. Aus einer platonisch beginnenden Freundschaft zwischen Kate, Eve und Tinker wird die Geschichte einer ersten großen Liebe.

Der Roman beschreibt ein Jahr im Leben der Drei. 1938 bedeutet in der amerikanischen Geschichtsschreibung das Ende der Rezession; im persönlichen Leben der Figuren bedeutet es Katastrophen, Umbruch, Neuanfang. Als ob sie, wie in einer Kristallkugel, plötzlich erkennen, was wichtig im Leben ist und sich darauf hin ausrichten.

Die 110 Höflichkeitsregeln des jungen George Washington (im Anhang vollständig abgedruckt) dienen hier mehr oder weniger als Grundlage. Mit ihnen wird experimentiert: sie werden eingehalten, überschritten und ignoriert. Aber über allem steht die 60. Regel, die lautet „Bedrängen Sie nie Ihre Freunde, ein Geheimnis preiszugeben“.

 

Was für ein wunderbares Buch, dem ein fester Platz in meinem persönlichen literarischen Klassikerhimmel schon zugewiesen ist.