Eine verteufelt kraftvolle und kluge Geschichte

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In Hallgrimur Helgasons Roman _Eine Frau bei 1000 Grad_ will sich seine

Ich-Erzählerin Herbjörg María mit einer Handgranate umbringen, die noch aus Hitlers Zeiten stammt, obwohl Explodieren sicherlich nicht zu den schönsten Todesarten zählt. Diese Handgranate trägt den Namen „Feu de cologne“.

Herbjörg Maria liegt als Pflegefall ans Bett gefesselt. Ihre Verbindung nach außen sind die Pflegekräfte, die regelmäßig kommen und das Internet, das ihr bei facebook immerhin über 700 Freunde beschert hat.

 

Helgason beginnt von Anfang an mit einer sehr dichten Sprache vollgepackt mit Erlebnissen eines langen und offenbar ereignisreichen Lebens. Aber bevor sich seine Protagonistin in die Luft sprengt, lässt er ihr Leben noch einmal an ihr vorüber ziehen.

 

Er nimmt uns mit in eine Lebensgeschichte, die Herbjörg Maria kreuz und quer über den Erdball schleudert.

So gehen wir 1960 mit ihr nach Hamburg, wo sie zwei Jahre Fotografie studiert, inspiriert unter anderem von der großen Lee Miller - Fotomodell und selbst berühmte Fotografin.

Wir begleiten sie nach Afrika, nach Deutschland, durch Island uns sicher noch durch einige weitere Länder.

Dazwischen immer wieder der Bericht aus der Barke über den Styx, die die Menschen aus dem Reich der Lebenden in das Totenreich hinüber führt.

Dann erfahren wir ganz unvermittelt, was sie so hart gemacht hat: sie hat ihre dreijährige Tochter bei einem Autounfall verloren. Darüber ist sie nie hinweg gekommen.

 

Man sagt ja gemeinhin, dass der Vorzug des Alters ist, kein Blatt mehr vor den Mund nehmen zu müssen. Helgason lässt seine Ich-Erzählerin diese Tatsache in einer satten, kraftvollen und bitterbösen Sprache auskosten. Das Ganze scharf gewürzt mit Witz, Trotz und Chuzpe.

 

Immer wieder erscheinen wie kleine Diamanten kluge Sätze voller prächtiger Lebensweisheiten und philosophischer Gedanken.

 

Ich möchte dieses Buch UNBEDINGT weiter lesen!!!