Da ist er wieder, der skurrile Wortwitz des isländischen Autors Hallgrímur Helgason. Wieder wird, wie schon im letzten Erfolgsroman, aus der Sicht einer ungewöhnlichen Person erzählt, natürlich eine unangepasste Person. Die alte Dame mit der Handgranate ist ziemlich amüsant, im richtigen Leben möchte ich ihr aber lieber nicht begegnen. Die Art, wie rückerinnernd ihr Leben, beginnend 1929, erzählt wird, gefällt mir gut. Helgason befindet sich mit seinem Stil im Graubereich zwischen Mainstream und Avantgarde. Vordergründig erzählt er gefällig und zugänglich, aber im Hintergrund schwingt viel schwarzer Humor und Bissigkeit mit. Er nutzt die Methode, zwischen den Zeiten zu springen, dadurch bleibt der Text abwechslungsreich und frisch. Zudem ist er der Meister der überraschenden Einfälle. Zum Beispiel: Dass plötzlich neben Island und Deutschland auch Simbabwe und Südafrika Handlungsorte werden, kommt unerwartet. Die Leseprobe ist inhaltlich auch schon so gefüllt, dass es fast für zwei Romane gereicht hätte. Diese Überfrachtungen sehe ich aber positiv, da der Autor seinen Stil so spielerisch gestaltet, dass auch das funktioniert. Ich bin sehr überzeugt von der Leseprobe, da außerdem Island dieses Jahr Gastland auf der Frankfurter Buchmesse ist, hoffe ich auch, dass der Autor sich dort sehen lässt.