Vorsicht

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suse9 Avatar

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ist geboten. Denn bei Hallgimur Helgason ist nichts so, wie es zu sein scheint. Obwohl ich diese Erfahrung bereits beim Lesen seines Buches "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" machen konnte, ging ich ihm wieder in die Falle.

Die ersten Seiten des Romans sind skurril, oft lustig, auch wenn das Lachen Mühe zu haben scheint, nicht im Halse stecken zu bleiben. Der Humor ist so schwarz wie die langen Nächte Islands. Scheinbar zusammenhanglos erzählt uns das Modell Baujahr 1929 Episoden ihres Lebens. Gnadenlos rechnet sie mit ihrer Umwelt, dem Leser und sich selbst ab. Nicht gerade schonend berichtet sie über die vielen Männer, die ihren Weg durchs Leben säumten. Selbst jetzt noch - gefesselt ans Bett, die scharfe Handgranate griffbereit - hat sie über "Facebuch" Kontakt zur Außenwelt. Während ich mich über ihre Aktivitäten dort amüsiere, beschleicht mich erstes Unbehagen, als ihre Familie gedanklich an ihr vorüberzieht. Angedeutetes Unglück schimmert durch die Fassade aufgesetzter Schnodderigkeit. Erst später in der LP bestätigt sich dieses Gefühl, der Ton des Romans verändert sich und die anfängliche Begeisterung darüber, eine exzentrische Alte kennenzulernen wird zur Bestürzung über das Leid, welches sie zu ertragen hatte. Getragen hat sie es, das wird klar. Die Frage ist nur, wer den Lohn zahlen musste.

Am Schluss der LP bleibe ich nachdenklich zurück. Hallgrimur Helgason schreibt so, dass man lachen müsste, es aber nicht tut, da man es nicht darf.

Ich finde, dass das Cover noch erwähnt werden sollte. Selten findet man eines, was passender zum Roman zu sein scheint. Ein längere Betrachtung lohnt sich, da es für sich allein genommen schon ein Kunstwerk darstellt. Gleiches erwarte ich übrigens auch vom Roman selbst.