Von Müttern, Geheimnissen und zerstörten Leben

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justm. Avatar

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Die Mutter verschwunden, als sie ein Kind war und jetzt, mit 40, selbst zwei Kinder, aber geschieden. Nach glücklichen Familien sieht das nicht gerade aus.
Doch als nach all den Jahren die verloren geglaubte Mutter vor ihrer Tür steht, glaubt Beth ihr Leben wird sich von nun an in eine andere Richtung entwickeln.
Daß ihr diese Richtung ganz und gar nicht gefallen wird, weiß sie da aber noch nicht.

Während ich die Idee zum Buch wirklich gut und interessant fand, so fand ich die Umsetzung leider nicht ganz so gelungen.
Für mich lag das wohl vor allem daran, daß Beth als Hauptfigur, zwar zunächst recht sympathisch daherkommt, aber sehr schnell anstrengend wird bzw. ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen konnte: Ich habe mehrfach mit den Augen rollen müssen, weil ich dachte, wie unsicher kann man denn als Frau in diesem Alter sein, um sich bestimmte Dinge anhören / gefallen zu lassen, ohne darauf zu reagieren?!
Ja, Autorin Jackie Kabler hat versucht einem das durch ein Geheimnis in der Vergangenheit, das Beth geprägt hat, und eben die fehlende Mutter, irgendwie zu erklären oder dieses Verhalten zu rationalisieren. Dennoch fand ich es merkwürdig und seltsam. Und in Teilen eben einfach nur nervig.

Die Erzählung wie Beth' Leben dann nach und nach zu implodieren droht, fand ich wiederum „gut“ bzw. gelungen beschrieben. Der psychologische Druck, der hier auf die Hauptfigur ausgeübt wurde, war greifbar und beinahe schon schmerzhaft. Und dennoch stellt sich erneut heraus, daß Beth für mich – trotz aller von der Autorin vorgeschobenen Gründe – nicht ganz nachvollziehbar agiert; Dinge, die man eigentlich in Frage stellen sollte, nicht in Frage stellt und andersherum.
Dazu kommt noch, daß die Autorin durch das Geheimnis aus der Kindheit, das letztlich den Rest der Handlung antreibt, eine Ambivalenz zwischen Mitleid und Schadenfreude entstehen läßt, bei der ich mir nicht sicher bin, ob diese nicht ein wenig zu gewollt daherkommt. Ich für meinen Teil habe sie letztlich einfach als unangenehm empfunden.

Und auch wenn Kabler einen angenehmen Schreibstil hat und man schnell durch die Kapitel kommt, so ändert das leider nichts daran, daß die Auflösung der Psychospielchen dann doch sehr, sehr vorhersehbar ist und man selbst das große Geheimnis am Ende des Buches schon kilometerweise im Voraus kommen sieht.

Schade! So ist „Eine glückliche Familie“ nur nach außen hin eine gute Geschichte, die um aber wirklich eine zu sein, einfach zu viel ihres Potentials verschenkt hat.