Solide Unterhaltung ohne Wow-Effekt

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Cora Hübsch sackt eine halbe Ewigkeit später vor einem Altpapiercontainer zusammen. Ihr Mann ist zusammen mit dem gemeinsamen Sohn nach London, um ihn dort ins College zu bringen. Ihre Nerven liegen blank. Doch Rettung ist in Sicht. Eine alte Bekannte nimmt sich ihrer an und schon bald befindet sie sich inmitten ganz eigener Persönlichkeiten. Neben Erdal, Ruth und Wanda begegnet sie auch einer alten Liebe. Sie wühlt einiges auf und nicht nur das. Cora ist sich nicht mehr sicher, ob sie ihr restliches Leben mit ihrem Mann verbringen will. Die alte Liebe ist verlockend, unverbraucht und frisch.

Ildikó von Kürthy gelingt, soweit ich das beurteilen kann, die Fortsetzung ihres Romans „Mondscheintarif“. Vergangenes wird aufgegriffen und geschickt miteinander verwoben und aufgearbeitet. Ich persönlich fühlte mich auf keiner Seite benachteiligt, weil ich den ersten Roman nicht gelesen hatte. Ich fühlte mich hineinkatapultiert in die Szenerie eines um 20.15 Uhr laufenden ZDF Familienfilms. Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, der Humor hat mich besonders im ersten Drittel richtig abgeholt. Cora Hübsch hat sich dann nur ziemlich schnell unbeliebt bei mir gemacht. Die Liebe aus früheren Zeiten hat ihr komplett die klare Sicht vernebelt. Die Mitte zog sich. Was ich nach wie vor nicht leiden kann, wenn man Nebenfiguren, die meist nur einmal erwähnt werden, sämtliche Krankheiten anheftet. Wäre absolut nicht notwendig gewesen. Gegen Ende hin hab ich mich wieder mit der Geschichte versöhnt. Wer solide Unterhaltung schätzt, wird hier nicht enttäuscht. Das große Wow blieb aber aus.