Das Leben ist wie ein Zeichenblock

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Momentan ist die Stimmung im Haushalt von Christine, ihrer Tochter Jule und ihrer Mutter Helga gedrückt. Gerade wurde Christines beste Freundin Lexi nach einer schweren Krankheit begraben. Viel zu früh ist die Malerin gegangen. Während Christine tränenreich trauert, ist Jule die reinste Selbstbeherrschung und ihre Großmutter feiert lieber das Leben als den Tod zu betrauern. So hat jede der drei Frauen eine andere Art, mit dem Verlust umzugehen. Auch Lexi scheint das geahnt zu haben und hat fünf Briefe hinterlassen, die Christine veranlassen, eine Auszeit zu nehmen. Sie fährt auf den Hof im Schwarzwald, den ihre Freundin ihr hinterlassen hat. Die Ruhe und Gemächlichkeit der Umgebung bewirkt auch bei Christine eine Veränderung.

Heike Wanner beweist wieder einmal, dass sie herzerwärmende, tiefgründige Frauenromane schreiben kann. Mit viel Fingerspitzengefühl zeichnet sie Situationen, wie sie täglich irgendwo passieren. Sie verleiht ihren Figuren Leben und widmet sich immer einem Thema, das ein wenig nachdenklich stimmt. Dabei vergisst sie jedoch nicht, mit ihren eingeflochtenen Lebensweisheiten für Unterhaltung zu sorgen. In diesem Fall geht es um das Thema Tod und dem Umgang mit dem Verlust. Die Stimmung ist daher ungewohnt ruhig, obwohl Jule sich verliebt und für einigen Trubel sorgt. Liebe und Trauer. Passen die Themen in eine Handlung? Eindeutig ja. Sie bilden sogar einen Ausgleich, um die aufkommende Schwermut zu vertreiben. Gleichzeitig geht es um den Wert von echter Freundschaft, den Christine erst in der Abgeschiedenheit des Schwarzwalds richtig erkennt. Dafür benötigt die Autorin nur eine Handvoll Charaktere, um die emotionale Geschichte abzurunden. Sie zeichnet ihre Figuren detailreich, sodass sie auch tiefgehende Gefühle wecken können.

Das Buch ist trotz seines lockeren Tons ein ernstes Thema. Es liest sich flott, ist aber keineswegs schnell verdaut. Das Thema hängt nach der letzten Seite etwas nach, stimmt nachdenklich und gleichzeigt zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte. Es lässt im Idealfall Innehalten und verschafft eine kleine Auszeit, um über die wichtigen Dinge im Leben nachzudenken. Die Situationen wirken so authentisch, dass sie jederzeit und überall stattfinden können. Von daher kann man schnell Empathie aufbringen und legt das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand.