Zeitlos aktuell
Das Buch ist, obwohl bereits 1997 erstmalig auf Deutsch erschienen, von bedrückender Aktualität. Nicht nur, weil die Verbrechen der Nationalsozialisten für immer unsere Geschichte bestimmen, sondern auch, weil durch die Ereignisse der letzten Jahre neue Aspekte hinzugekommen sind.
Die jüdischen Mädchen Steffi und ihre jüngere Schwester Nelli werden aus dem pulsierenden, modernen Wien nach dem Einmarsch der Nazis von ihren Eltern nach Schweden geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Diese ahnten, was bevorstehen würde. Die warmen Mäntel mit den Samtkragen, die wenigen Dinge, die die Kinder mitnehmen können, zeugen von der Liebe der Eltern, die ihre Töchter nur so beschützen können. Die Hoffnung ist eine gemeinsame Ausreise nach Amerika in wenigen Monaten.
Steffi und Nelli werden entgegen den Versprechungen auf der kleinen Insel ‚am Ende der Welt‘, auf der sie nun leben werden, getrennt. Nelli kommt zu einer Familie, während Steffi bei der strenggläubigen und verhärmten Tante Märta wohnt, deren Mann zugewandter, jedoch als Fischer seltener zu Hause ist. Alles ist fremd, die Mädchen können kein Schwedisch und unterscheiden sich auch sonst von den Menschen auf der Insel. Steffi erfährt in der Schule Ablehnung und Demütigungen, ihre Einsamkeit ist greifbar und erschütternd. Die Eltern erhalten keine Einreiseerlaubnis in Amerika und auch Schweden lehnt sie ab. Nichts von dem, was die Kinder bedrückt, schreiben sie nach Hause, um die Eltern nicht noch mehr zu belasten. Dann kommt der Krieg auch nach Schweden und das Leben wird noch härter.
Doch Annika Thor zeigt auch die kleinen Momente auf, die Steffi ein wenig trösten: Sie lernt Fahrrad fahren, nähert sich zaghaft einer Mitschülerin an, hat Erfolg in der Schule. Als es dann zu einem Eklat kommt und Sommergäste Steffi beleidigen, steht Tante Märta unerwartet hinter ihr.
Das Buch zeigt auf bewegende Art und Weise, welche Brüche in ihren Biographien auch Menschen erfahren haben, die nicht direkt vom Kriegsgeschehen betroffen waren. Gerettet, in Sicherheit, aber dennoch von allem getrennt, was eine unbeschwerte Kindheit ausmacht. Es ist wichtig, sich das auch heute zu vergegenwärtigen, ohne dabei die ungeheuren Verbrechen der Nationalsozialisten relativieren zu wollen. Psychische Verletzungen werden auch in unserer Zeit denen zugefügt, die geflohen sind und Hilfe suchen. Und ist es nicht wieder so, dass die falsche Religion, die falsche Sprache, die falsche Haarfarbe, die falsche Kleidung zu Ausgrenzung führen?
Wer würde heute bei der Korallenkette, die die Mutter Nelli zum Abschied schenkt, nicht an Margot Friedländer denken, der nur eine Bernsteinkette von ihrer Mutter geblieben ist?
Das Buch ist aus der Sicht Steffis geschrieben, ihre Erlebnisse und Empfindungen stehen im Mittelpunkt. Die Schlichtheit der Sprache entspricht dem Alter Steffis, sie ist anfänglich 12 Jahre alt. Diese Sprache nimmt die jungen Leser mit in Steffis Leben und ist in ihrer Unmittelbarkeit besonders eindringlich.
Die Neuausgabe ist kongenial illustriert im Stil der Zeit, in die die Autorin uns versetzt. Die Bilder sind mit einem matten Gelb koloriert, ansonsten schwarz-weiße Strichzeichnungen, zuweilen Karikaturen.
Ein zeitlos wichtiges, erschütterndes Buch.
Die jüdischen Mädchen Steffi und ihre jüngere Schwester Nelli werden aus dem pulsierenden, modernen Wien nach dem Einmarsch der Nazis von ihren Eltern nach Schweden geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Diese ahnten, was bevorstehen würde. Die warmen Mäntel mit den Samtkragen, die wenigen Dinge, die die Kinder mitnehmen können, zeugen von der Liebe der Eltern, die ihre Töchter nur so beschützen können. Die Hoffnung ist eine gemeinsame Ausreise nach Amerika in wenigen Monaten.
Steffi und Nelli werden entgegen den Versprechungen auf der kleinen Insel ‚am Ende der Welt‘, auf der sie nun leben werden, getrennt. Nelli kommt zu einer Familie, während Steffi bei der strenggläubigen und verhärmten Tante Märta wohnt, deren Mann zugewandter, jedoch als Fischer seltener zu Hause ist. Alles ist fremd, die Mädchen können kein Schwedisch und unterscheiden sich auch sonst von den Menschen auf der Insel. Steffi erfährt in der Schule Ablehnung und Demütigungen, ihre Einsamkeit ist greifbar und erschütternd. Die Eltern erhalten keine Einreiseerlaubnis in Amerika und auch Schweden lehnt sie ab. Nichts von dem, was die Kinder bedrückt, schreiben sie nach Hause, um die Eltern nicht noch mehr zu belasten. Dann kommt der Krieg auch nach Schweden und das Leben wird noch härter.
Doch Annika Thor zeigt auch die kleinen Momente auf, die Steffi ein wenig trösten: Sie lernt Fahrrad fahren, nähert sich zaghaft einer Mitschülerin an, hat Erfolg in der Schule. Als es dann zu einem Eklat kommt und Sommergäste Steffi beleidigen, steht Tante Märta unerwartet hinter ihr.
Das Buch zeigt auf bewegende Art und Weise, welche Brüche in ihren Biographien auch Menschen erfahren haben, die nicht direkt vom Kriegsgeschehen betroffen waren. Gerettet, in Sicherheit, aber dennoch von allem getrennt, was eine unbeschwerte Kindheit ausmacht. Es ist wichtig, sich das auch heute zu vergegenwärtigen, ohne dabei die ungeheuren Verbrechen der Nationalsozialisten relativieren zu wollen. Psychische Verletzungen werden auch in unserer Zeit denen zugefügt, die geflohen sind und Hilfe suchen. Und ist es nicht wieder so, dass die falsche Religion, die falsche Sprache, die falsche Haarfarbe, die falsche Kleidung zu Ausgrenzung führen?
Wer würde heute bei der Korallenkette, die die Mutter Nelli zum Abschied schenkt, nicht an Margot Friedländer denken, der nur eine Bernsteinkette von ihrer Mutter geblieben ist?
Das Buch ist aus der Sicht Steffis geschrieben, ihre Erlebnisse und Empfindungen stehen im Mittelpunkt. Die Schlichtheit der Sprache entspricht dem Alter Steffis, sie ist anfänglich 12 Jahre alt. Diese Sprache nimmt die jungen Leser mit in Steffis Leben und ist in ihrer Unmittelbarkeit besonders eindringlich.
Die Neuausgabe ist kongenial illustriert im Stil der Zeit, in die die Autorin uns versetzt. Die Bilder sind mit einem matten Gelb koloriert, ansonsten schwarz-weiße Strichzeichnungen, zuweilen Karikaturen.
Ein zeitlos wichtiges, erschütterndes Buch.