Eine Geschichte zwischen Himmel und Meer

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regenprinz Avatar

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Die Geschichte von Crow, die auf einer kleinen Insel vor Cuttyhank aufwächst, bei einem Mann, den sie Osh nennt und der sie als Baby aus dem Meer gefischt hat, hat mir gut gefallen.
Ich finde ansonsten, dieses Jugendbuch passt eher in die Kategorie "all age". Nicht nur, weil es eine sehr poetische Erzählsprache hat, sondern auch, weil es insgesamt eher leise, nachdenkliche Töne anschlägt. Die Charaktere sind wirklich besondere, allen voran natürlich Crow mit ihrer winzigen Feder auf der Wange. Oder die Katze namens Maus. :) Aber auch Osh, über dessen Vergangenheit nur ein paar Andeutungen gemacht werden, oder die Farmerin Maggie, die mir persönlich fast am besten gefallen hat, weil sie so engagiert und liebevoll wirkt. Der hummerfangende, malende Osh wirkt gegen sie deutlich verschlossener, auch wenn er sich rührend um Crow kümmert.
Wie dieses kleine toughe Mädchen sich nun daran macht, etwas über ihre Herkunft herauszufinden und nach den Spuren ihrer Familie auf Penikese sucht, ist einfühlsam erzählt. Denn Penikese ist keine "normale" Insel, sondern eine, auf der Kranke isoliert wurden. Insofern geht es in Lauren Wolks Roman auch darum, wie Crow sich mit Vorurteilen und Ausgrenzung konfrontiert sieht. Irgendwann ändern sich aber die Verhaltensweisen einiger Inselbewohner und sie erkennt, dass nicht alle Menschen gleichermaßen Abstand zu ihr halten.
Neben Crows wachsender Hoffnung, jemanden von ihrer Familie zu finden, sorgt bald ein gewalttätiger Schatzsucher für Spannung und Aufregung. Weil sie ihm in die Quere kommt, gerät ihr stilles, kleines Inselglück in echte Gefahr. Hier dringt meiner Meinung nach die knallharte Realität in die bislang so fantasievolle, leicht versponnene Geschichte ein. Aber die Mischung passt.
Am Ende sind nicht alle von Crows Fragen gelöst, dafür hat sie ein paar andere Antworten gefunden.
Mir hat das Buch gut gefallen, vor allem wegen seiner poetischen Sprache. Aber die Geschichte überzeugt auch durch Inhalt und Figuren, sowie die schöne und sehr atmosphärische Darstellung des Inselschauplatzes.
Die zusätzlichen Anmerkungen der Autorin zum Hintergrund und das Interview mit Lauren Wolk fand ich außerdem sehr interessant und bereichernd.