Wahre Verwandtschaft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sago Avatar

Von

Auf dem Buchumschlag segelt ein Boot in den Sonnenuntergang. Die Wellen, die es im Meer hinterlässt, bilden den Umriss einer Feder. Selten habe ich ein so stimmiges Cover gesehen, denn es gibt gleich zwei Hinweise auf die Geschichte zwischen den Buchdeckeln.

Mit einem kleinen Boot kam einst Osh auf die Elisabeth-Insel Cuttyhunk, auf der Flucht vor seiner Vergangenheit. Seinen wahren Namen und seine Herkunft lässt die Autorin weitestgehend im Dunkeln. Eines Tages findet Osh ein ausgesetztes Baby, in einem winzigen Boot an Land gespült, mit dunklerer Hautfarbe, einem Mal wie eine Feder auf der Wange und heiser vom Schreien. Da sie krächzt wie eine Krähe, nennt er das Mädchen Crow. Osh, Crow, die zugelaufene Katze Maus und die alleinlebende Nachbarin Maggie sind zusammen mit der Insel Crows ganze Welt. Aber warum benehmen sich die Bewohner der Nachbarinseln ihr gegenüber so reserviert? Als sie ein Feuer auf der Insel Penikese entdeckt, ist Crows Neugier geweckt. Sie bringt in Erfahrung, dass früher auf dieser Insel Leprakranke isoliert wurden. Stammt Crow etwa von dort und was geschah mit ihrer Familie?

Crows spannende Suche nach ihren Wurzeln ist als Jugendbuch deklariert, aber für Erwachsene ebenso eine wundervolle Lektüre. Dass die Autorin auch Lyrikerin ist, merkt man beinahe in jedem Abschnitt. So spricht Osh mit "Novemberstimme" und ist für Crow "stark wie Februar und August zusammen". Die Geschichte enthält sogar eine kleine Krimihandlung. Auch wenn der Böse wirklich sehr böse gezeichnet wird und die Guten ausnahmslos gut sind, ist die Story niemals oberflächlich, sondern geht zu Herzen. Crow, Maggie, Osh und Maus sind eindringliche Charaktere, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Eine Parabel über wahre Wurzeln und was Zuhause wirklich bedeutet.