Mit Tränen in den Augen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bavaria123 Avatar

Von

Ja, mit Tränen in den Augen habe ich dieses Buch am Ende zu geklappt und musste mich erst einmal ein paar Tage sammeln, bevor ich eine Rezension darüber schreiben kann.

Irgendwie war ich von Anfang an angetan. Das Cover, schlicht und doch ein Hingucker. Eine gewisse Sehnsucht meinte ich darin zu erkennen.
Die Inhaltsangabe hat dann das ihre dazu getan, dass ich mich auf die Leseprobe sehr gefreut habe. Ja, und die hat mich dann vollkommen neugierig auf das ganze Buch gemacht.

Worum geht es?

Mitte der 60-iger Jahre, Edgar und Antonia sind ein glückliches Paar, denken an eine gemeinsame Zukunft. Da wird Edgar beruflich nach Hongkong gerufen und Antonia denkt auch daran, ihm zu folgen. Voller Sehnsucht wartet sie darauf, dass sich in einem der Briefe ihr Flugticket befindet. Aber das wird die ankommen und Edgar lässt die Beziehung einfach auslaufen.

Beide gehen ihren Weg. Antonia bekommt eine Tochter und heiratet zwei Mal.

Nach Antonias Tod macht sich ihre Tochter auf den Weg in einen Teil der Vergangenheit ihrer Mutter.



Meine Meinung

Wie eingangs erwähnt, hat mich dieses Buch wirklich begeistert.

Zum einen liegt das an der Geschichte, die erzählt wird. Möglicherweise auch aus dem Grund, weil ich selbst einmal an einem großen Wendepunkt in meinem Leben gestanden habe und dann aber selbst entscheiden konnte,ob ich diesen Weg gehen möchte. Aber ich kann auch das Abwarten von Antonia verstehen und auch ihre Reaktion auf das Ausbleiben der erwarteten Karte in die Zukunft mit ihrem geliebten Edgar.

Die Autorin schreibt in einem leisen Stil. Dabei gibt es Kapitel, die Rückblenden in das Leben von Antonia sind und andere Kapitel, die aus der Sicht ihrer Tochter in Ich-Form geschrieben sind. Das gefällt mir sehr gut und passt zu diesem Buch absolut.

Die Gedanken und Bestrebungen von Antonias Tochter sind außerordentlich glaubhaft. Ich kann mich gut in sie hinein versetzen. Neben dem Tod der Mutter muss Antonias Tochter fast zeitgleich auch noch den Abschied der Tochter Hanna ertragen, die sich nach dem bestandenen Abitur abnabelt. Faszinierend und mehrfach lesenswert empfinde ich dann Sätze wie diesen: S. 222 : "Niemand hat mich gewarnt, wie schwer es sein würde, ein Kind los zulassen und welche Anstrengungen es kostete, sich das nicht anmerken zu lassen."

Bemerkenswert sind auch die Gedanken Bilkaus zum Älter werden und zum Leben eines älteren Menschen. Was macht ein Mensch dann in all diesen einsamen oder zumindest allein verbrachten Stunden? Wie ist es allein in der bekannten Wohnung mit all den vertrauten Geräuschen und dem immer gleichen Ablauf? Und wie kommt man damit klar, dass der Radius des eigenen Lebens immer kleiner wird? In der heutigen Zeit, in der sich immer mehr ältere Menschen einsam fühlen, sind das für mich ganz berührende Fingerzeige.

Mich hat das Buch ausgesprochen stark berührt und es hallt auch noch immer in mir nach. Ich kann es mit allen Sternen absolut empfehlen und werde jetzt auch das erste Buch lesen, das Kristine Bilkau geschrieben hat und den Namen "Die Glücklichen" trägt.