Was weiß man schon über das Leben der Eltern?

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Der Krieg ist überstanden, der Wideraufbau hat viel Kraft gekostet und das Leben ist freudlos in Deutschland und trotz allem auch noch mit vielen alten Traditionen durchzogen. In diesem trostlosen Umfeld wird Antonio groß, löst sich von Zwängen und Vorgaben so gut es geht und geht weg von ihrer Familie. Freiheit ist ihr ein kostbares Gut! Und dann trifft sie auch noch einen Mann mit dem sie ihr Leben teilen will, bis dieser nach Hong Kong entschwindet. „Eine Liebe in Gedanken“ das muss Toni, die Protagonistin des Romans ertragen, weil die Liebe ihres Lebens es sich irgendwann anders überlegt.

Es hört sich kitschig an, ist aber bei weitem nicht kitschig geschrieben von Kristine Bilkau, fast nüchtern, so bedrückt einen die Geschichte. Der Roman beginnt mit Tonis Tod aus der Perspektive der Tochter, wie sie den Schmerz und den Verlust verarbeitet. Es ziehen sich zwei Stränge durch den Roman. Der eine in der Gegenwart durch Tonis Tochter, die auch auf ihr Leben mit ihrem Partner und ihrer Tochter Bezug nimmt und der andere Hautstrang ist Tonis Lebensgeschichte in den 60er Jahren.

Toll an dem Roman war für mich nicht in erster Linie die Liebesgeschichte zwischen Toni und Edgar, nein, es war eher das Reflektieren der Tochter über das Leben der eigenen Mutter und vor allem die Zwänge und Traditionen mit denen sich Toni in den 60er Jahren förmlich herumschlagen musste.

Nach der Lektüre ist man als Frau wieder sehr dankbar für jede Errungenschaften der Emanzipationen, die auch unsere Mütter hart erkämpft haben!

Auch sind die Charaktere schön herausgearbeitet und im „historischen Kontext“ so eingebettet, dass man Entscheidungen und Verhalten gut nachvollziehen kann. Ein empathieförderlicher Roman!

Fazit: Ich muss mich mehr mit dem Leben bzw. der Vergangenheit meiner Eltern auseinandersetzten! Und wenn das ein Roman als Anstoß schafft, ist das mehr als viele andere Romane bewirkt haben!