Keine perfekten Ehen

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adel69 Avatar

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Nachdem ich von dem Buch „Eine perfekte Ehe“ gehört hatte, musste ich es unbedingt lesen. Dass es sich um einen New-York-Times-Bestseller handelt, lockte mich zusätzlich.

Das Buch beginnt sofort interessant. Lizzie Kitsakis, die in einer Anwaltskanzlei in New York arbeitet, befasst sich vorwiegend mit Mandanten, denen Wirtschaftskriminalität vorgeworfen wird, und schiebt viele Überstunden. Eines Abends bekommt sie einen Anruf von einem ehemaligen Studienkollegen, den sie schon vergessen hatte. Zach Grayson heißt er und sitzt in einem strengen Gefängnis, weil er dringend verdächtig ist, seine Frau Amanda umgebracht zu haben. Zach bittet Lizzie, dass sie ihn vertreten soll– denn laut eigenen Aussagen hat er seine Frau nicht getötet.

Lizzie verfügt, was Strafverteidigung anbelangt, nicht über viel Erfahrung und versucht, den Fall abzulehnen. Als ihr jedoch ihr Vorgesetzter Paul Mut macht, Zach zu verteidigen, kniet sich Lizzie in diesen Fall und versucht genau herauszufinden, was an dem Abend geschah, als Amanda ermordet wurde.
Sie leistet akribische Recherchearbeit, findet Spuren, die die Polizei noch nicht gefunden hat. Und sie versucht zu ergründen, was für eine Ehe Amanda und Zach führten. Zach, der Millionär, und Amanda, die ursprünglich aus ärmeren Verhältnissen stammte und wunderschön war.

Dabei hat Lizzie selbst Eheprobleme. Ihr Mann Sam ist Alkoholiker und in vieler Hinsicht haben er und sie sich auseinandergelebt….

Das Buch bleibt interessant. Allerdings hat es keine Thrillerqualitäten. Es ist ein Krimi, in dem ermittelt wird. Als Leserin bekomme ich abwechselnd mit, wie die sehr sympathische Ich-Erzählerin Lizzie versucht, das Rätsel um Amandas Tod zu lösen und was für ein Mensch Amanda war. Die Passagen rund um Amanda werden aus der auktorialen Erzählperspektive erzählt. Dass ich in diesem Roman abwechselnd Handlungsstränge aus der Ich- und der auktorialen Erzählperspektive lese, hat mich nicht gestört. Auch nicht, dass immer wieder Gesprächsprotokolle vor Gericht zu lesen sind – vorwiegend in einer anderen Schrift.

Die Ermittlungen sind langwierig. Es gibt falsche Fährten, also Leute, die man in Verdacht hat, die dann aber doch keine Mörder sind. Man liest das Buch, weil man wissen will, wer Amanda umgebracht hat und warum. Amanda, die mir als Leserin auch sympathisch rüberkam – mit ihren Ängsten und der Besorgnis um ihren Sohn Case.

Neben Lizzies Ermittlungsarbeit tun sich auch menschliche Abgründe auf. Viele der Beziehungen und Ehen in dem Buch sind marode – und man ist als Leser oft so ratlos wie die Hauptperson Lizzie.

Ganz „rund“ war für mich das Leseerlebnis allerdings nicht. Die Handlung zog sich an manchen Stellen sehr in die Länge. Der Schluss war nicht vorhersehbar – das spricht für das Buch. Allerdings hätte ich einen anderen Schluss bevorzugt.

Ich vergebe vier von fünf Sternen und empfehle das Buch weiter.