Unvorhersehbar aber stellenweise langatmig

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katicey Avatar

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Eins vornweg: Es ist kein Thriller, sondern ein Krimi (Krimi: Verbrechen bereits geschehen, Täter wird über die Lösung diverser „Rätsel“ ermittelt – Thriller: Bedrohung ist noch präsent, i. d. R. spannender als ein Krimi). Das wird im Prinzip schon klar, wenn man den Klappentext liest. Die New Yorker Anwältin Lizzie wird von ihrem ehemaligen Studienfreund Zach gebeten, seinen Fall zu übernehmen. Er wird verdächtigt, seine Frau umgebracht zu haben. Das Verbrechen ist also bereits geschehen, im Laufe der Ermittlung stößt Lizzie auf einige Ungereimtheiten, deren Klärung sie zur Lösung des Falles bringt.

Die Geschichte nimmt im Verlauf mehrere unvorhergesehene Wendungen und bis zuletzt hatte ich keine Ahnung, wer der Täter war. Leider zieht sich die Handlung immer wieder unnötig in die Länge. Besonders am Anfang verschwindet das Wesentliche regelrecht unter zu vielen nebensächlichen Hintergrundinformationen. So fand ich beispielsweise die Verbindung des Ehemanns zu diesem Fall an den Haaren herbeigezogen und für das Buch absolut unnötig bzw. sogar störend. Gegen Ende widerrum nimmt das Ganze dermaßen an Fahrt auf, dass man sich schon fast überrannt fühlt und der Eindruck entsteht, dass die Autorin plötzlich ganz schnell fertig werden wollte.

Der Schreibstil an sich ist angenehm, gut zu lesen. Der in der aktuellen Unterhaltungsliteratur gern bemühte Wechsel der Zeitebenen hat etwas Abwechslung in die Geschichte gebracht, genau wie die Vernehmungsprokolle. Die einzelnen Personen werden zwar facettenreich aber auch recht überspitzt dargestellt, es werden einige Klischees über die amerikanische Upper Class bemüht. Dadurch haben die Charaktere für mich etwas an Authentizität eingebüßt.

Auch wenn ich mir mehr von dem Buch erwartet hatte, fand ich es ganz ok und fühlte mich gut unterhalten. Es war aber auch nicht so, dass ich es gar nicht mehr weglegen wollte. Von einem echten Pageturner kann also keine Rede sein. Ein bisschen weniger ausufernde Beschreibungen und der Verzicht auf die eine oder andere Nebenhandlung hätten dem Buch sicher gutgetan.