Wenn der Schein trügt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
okes Avatar

Von

Das Cover ist noch nicht sonderlich aussagend darüber, was den Leser im Verlauf des Buches wirklich ereilen wird. Vom ersten Gefühl her wirkt es kalt und abweisend, nicht sonderlich interessant – ganz im Gegenteil jedoch, kennt man den Inhalt und die Inhaltsangabe des Buches.

Worum geht es: Lizzie ist Anwältin, doch anstatt ihrem großen Traum, einer Karriere bei der Staatsanwaltschaft, hinterherzujagen, musste sie sich dazu durchringen, einen Job in einer Kanzlei anzunehmen. Und alles nur, weil ihr Ehemann ein notorischer Alkoholiker ist und alles auf Spiel setzt, was ihr lieb ist. Geld, Vertrauen, Liebe.
So kommt es, dass Lizzie eines abends einen Anruf aus dem Hochsicherheitsgefängnis bekommt, in dem Zach, ein ehemaliger Kommilitone aus Studienzeiten, einsitzt und des tätlichen Angriffs auf einen Polizisten beschuldigt wird. Doch hinter vorgehaltener Hand ist nicht das der eigentliche Grund für seine Inhaftierung, denn er soll seine Frau brutal ermordet haben.
Und so kommt eins zum anderen, Lizzie übernimmt widerwillig seine Verteidigung und dringt immer weiter vor in das, was nach außen hin und für alle anderen wie eine perfekte Ehe aussah.

Das Buch wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Zum einen ist da Lizzie, die sich auf den Deal einlässt und ihren Studienkollegen vertritt. Dabei taucht sie immer weiter ein in die Lügen und Behauptungen, die sich um die Ehe gesponnen haben und wird nach und nach immer mehr zum Spielball in einem Spiel, das sie nicht spielen will.
Zum anderen lernt der Leser Amanda kennen, die ermordete Ehefrau, die aus ihrer Sicht die Tage vor ihrem Tod beschreibt und den Leser so an ihren letzten Erlebnissen, Gedanken, Gefühlen und Hoffnungen teilhaben lässt.
Zu guter Letzt werden immer wieder Verhöre der Staatsanwaltschaft wie auch Ergebnisse einer anderen Untersuchung eingespielt, die der Leser aufnimmt und unter anderen Schubladen abspeichert.
Auf diese Weise wird der Leser auf den ersten Blick zum allwissenden Begleiter, der sowohl in Amandas Vergangenheit als auch in die derzeitige Arbeit von Lizzie Einblick erhält. Doch in diesem Buch ist nichts, wie es scheint und so muss sich auch der Leser immer wieder neuen Wendungen und Gegebenheiten hingeben, wird, zusammen mit einer der Hauptpersonen, vor den Kopf gestoßen und immer wieder in neue Richtungen gezogen. Hinterhalt und Heimtücke, Geheimnisse und Misstrauen stehen hier in der Mitte des Buches an oberster Stelle von allen Verbindungen.

Und so bleibt es für den Leser durchgängig spannend, auch wenn das Buch erst ein wenig brauchte, um in Fahrt zu kommen. Denn die ersten Seiten, das grundlegende Gerüst, musste anscheinend erst aufgebaut werden, bevor es sich ab ungefähr Mitte des Buches vollends entfalten konnte.
Doch ab Mitte des Buches gelingt es der Autorin, die Spannung von Kapitel zu Kapitel weiterzugeben, anzuknüpfen an alte Handlungen und den besagten Schein nach außen hin zu wahren.

Und so ist bis zum Ende nichts, wie es scheint…