Blick nach vorn

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Eine Frau steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben, ihre Kinder ziehen demnächst aus und allein kann sie sich die große Wohnung nicht leisten. Was also tun? Eine kleinere Wohnung zu finden gestaltet sich ziemlich schwierig, und auf dem Weg dahin muss sie noch gehörig ausmisten, dabei mag sie doch gar keine Veränderungen. Die Frau ist Schriftstellerin, so wie Doris Knecht, überhaupt treffen viele ihrer Eigenschaften auch auf die Autorin zu. Doch ist sie es wirklich? Knecht spielt hier auf intelligente und unterhaltsame Weise mit ihrer autofiktionalen Erzählung, sie schaut sich an, wie Erinnern funktioniert und warum wir etwas im Gedächtnis behalten oder es lieber vergessen. In kurzen Kapiteln erzählt sie von ihrem Aufwachsen auf dem Land, ihrer Familie, ihrem Umzug nach Wien und ihrem wilden Leben in der Stadt, ihrer Ehe und ihrem Leben als alleinerziehende Mutter eines Zwillingspärchens. Dabei blickt sie sowohl ein wenig wehmütig auf das zurück, was war, als auch voller Freude und Zuversicht in die Zukunft. Ich habe diesen Roman mit autofiktionalen Bezügen sehr gern gelesen, denn er zeigt ehrlich, was es bedeutet, heute als Frau älter zu werden und sich neu orientieren zu müssen. Gleichzeitig schreibt Doris Knecht mit einer großen Wärme und viel Humor über diese Zeit, sie dramatisiert nicht, sondern schaut mit leiser Ironie auf das Familienleben und hat gleichzeitig genug erlebt, um entspannt nach vorn zu schauen. Auch wenn meine Kinder nicht kurz vor dem Auszug stehen und ich keinen Hund habe (schon gar nicht einen, der ins Auto kotzt), gab es doch durchaus einiges, das mir bekannt vorkam und das Knecht sehr treffend beschrieben hat. Von daher: große Leseempfehlung!