Die Geschichte eines halben Lebens

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luna80 Avatar

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„Solitude ist kein Schicksal, wie Einsamkeit, sie ist eine Entscheidung. […] Eine Lebensform, die Rückzug erlaubt an einen Ort, an dem keine andere Person deinen Platz beansprucht, Rechte hat, Stille zerredet, Abläufe stört, Bedürfnisse und Ansprüche artikuliert. Gewohnheiten etabliert, die nicht deine sind. (S. 19)

Das Buch gibt sich anfangs als banale Bestandsaufnahme, doch schnell wird klar, dass es weit mehr zu bieten hat. Die Protagonistin, Mitte 50, alleinerziehend, steht vor der Herausforderung, ihr Leben neu zu definieren, als ihre Zwillinge ausziehen. Während sie praktische Überlegungen anstellt und sich auf einen Umzug vorbereiten muss, nimmt sie uns mit klarem Blick mit auf eine Reise durch ihr Leben. Eine Reise, in der sie nicht nur pragmatische Überlegungen anstellt, sondern auch ihre Lebensentscheidungen im Licht ihrer eigenen Hoffnungen und Träume, elterlicher Erwartungen und im Vergleich zu den Lebensentwürfen der beiden Zwillingsschwesternpaare Revue passieren lässt.

Dies ist kein gewöhnlicher Roman über den Abschied der Kinder und den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Vielmehr ist es eine intensive Auseinandersetzung mit den Fragen nach Identität, Vergangenheit bzw. Zukunft sowie Freiheit und Selbstfindung.

Die Geschichte liest sich wie ein intimes Tagebuch, das uns die Heimtücke von Erinnerungen zeigt und zugleich die Chance auf Neuanfang und Selbstentdeckung offenbart.

Die einfühlsame und unaufgeregte Erzählweise hat mir wieder sehr gefallen und hat den Ton für die Geschichte genau getroffen. Ich habe es sehr gerne gelesen. #leseempfehlung