Doris Knecht kann es besser

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eulenmatz Avatar

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MEINUNG:

Ich habe von Doris Knecht Die Nachricht gelesen vor einiger Zeit und mir hat es sehr gut gefallen. Bisher habe ich von der Autorin noch kein weiteres Buch gelesen, aber es war für mich klar, dass ich auf jeden Fall ihr neues Buch mit dem lange Titel Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe lesen möchte.

Die namenlose Protagonistin und alleinerziehende Mutter von Zwillingen sieht sich damit konfrontiert, dass ihr beiden Kinder langsam soweit sind, dass sie das Haus verlassen. Für sie bedeutet es, dass sie sich damit auseinandersetzen muss, wie es für sie weiter gehen soll. Es ist relativ schnell klar, dass sie die Wohnung nicht behalten kann, weil sie es sich nicht leisten kann. Die Kapitel sind immer aus Sicht der Protagonistin geschrieben. Oft sind sie relativ kurz.

Die Protagonistin lässt uns an dem Prozess teilhaben, wie es ist, wenn die Kinder das Haus verlassen. Dazwischen erfahren wir mehr über sie und sie schwelgt so ein bisschen in Erinnerungen oder macht zu diesem oder jenem Thema Gedanken, was ich als "Füllmaterial" bezeichnen würde, auch wenn sie dadurch besser kennenlernt. Eine richtige Handlung habe ich allerdings vergebens gesucht. Sprachlich war ich von Die Nachricht sehr gegeistert. Leider habe diese sprachliche Gewandtheit von Doris Knecht hier vergeblich gesucht. Für meinen Geschmack hat sich der Prozess des Ausziehens aus der Wohnung wirklich etwas hingezogen und es gab redundante Informationen zu den Kindern und vor allem zu dem Hund, auch wenn ich Tiere sehr mag. Ich hatte auch nicht den Eindruck als würde die Protagonistin groß darunter leiden, die Kinder ziehen zu lassen, denn sie hat ein stabiles Umfeld und genießt schon lange Zeit ohne ihre Kinder. Es sind viele relativ banale Alltagsbeschreibungen, denen ich nicht soviel abgewinnen konnte. Ich denke, dass mich hier wenig mit der Protagonistin und der Lebenssituation identifizieren konnte.

Ich habe beim Lesen auch wieder gemerkt, dass ich ganz völlig anderes Verständnis davon habe, was man sich leisten kann und was nicht in einer gewissen Lebenssituation. Die Protagonistin ist alleinerziehend und meistens haben die Frauen nicht so viel Geld. Es leuchtet mir ein, dass sie ausziehen muss, wenn die Kinder auch die Wohnung verlassen. Allerdings kommt dann auch raus, dass sie noch eine kleine "Werkstatt" hat, ein Haus auf dem Land und ein eigenes Auto. Das entspricht nicht unbedingt meinem Verständnis von der Darstellung, was man sich als Alleinerziehende leisten kann und mal davon abgesehen muss jemand auch die Miete der Kinder bezahlen, auch wenn diese woanders wohnen. Im Endeffekt war die Wohnung einfach überflüssig und sie benötigt so viel Platz für sich und den Hund nicht. 

FAZIT:

Nach dem ich so begeistert von Die Nachricht war, muss ich sagen, dass Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe mich nicht so richtig abholen konnte. Natürlich kann auch alltägliches Leben interessant sein, aber hier waren mir viele Informationen zu redundant und mir fehlte auch ein bisschen Auseinandersetzung oder der innere Konflikt mit dem typischen Empty-Nest-Syndrom. Möglicherweise entspreche ich nicht der Zielgruppe.