Ein Frauenleben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
fraugroschberger Avatar

Von

Eine Frau, die seit jeher anders ist, angefangen damit, dass sie als einzige der fünf Schwestern keinen Zwilling hat bis hin zu ihrem Drang nach Freiheit, steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Als alleinerziehende Mutter kann sie sich ihre Wohnung nicht mehr leisten, wenn ihre Kinder bald ausziehen werden. Und nun? Wie geht es weiter? Was möchte sie und was ist wichtig? Und überhaupt wie ist das so mit dem Erinnern? Muss/Möchte man sich immer erinnern oder kann auch einfach mal was weg? Die Ich-Erzählerin beginnt zu sortieren und auszusortieren, lässt Revue passieren und sieht in nicht mehr allzu großer Entfernung eine neue Freiheit aufglimmen.

Ich habe es (wie erwartet) sehr gemocht. Ich habe oft genickt, habe mit gefühlt, habe gelacht und habe verstanden. Doris Knecht beschreibt hier ein Frauenleben, das beispielhaft für so viele Frauenleben steht. Vielleicht nicht in allen Einzelheiten. Es geht um gesellschaftliche Erwartungen und eigene Erwartungen, um Selbstbestimmung, um "Solitude" (Alleinsein) und um Unabhängigkeit. Es geht aber auch darum, was noch übrig ist nach all den Jahren, in denen man sich um die Kinder gekümmert hat. Muss man zwangsweise trauern und den Hashtag #emptynesters leben oder darf man es auch genießen und voller Vorfreude darauf sein, was als nächstes kommt.

Ich spreche hiermit eine klare Empfehlung aus und zwar nicht nur für Frauen mit Kindern, die bald ausziehen, sondern für alle Frauen und unbedingt auch für Männer. So, oder leicht abgewandelt, sieht ein Frauenleben aus. Da kann man sich halt auch mal Gedanken darüber machen.

Was für ein gelungenes, wahrhaftiges und warmherziges Buch!