Ein toller Roman in außergewöhnlicher Form!

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lukesky Avatar

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„Die Wohnung ist abgerockt, man kann es nicht anders sagen.“

Die Erzählerin des Romans - eine Schriftstellerin - steht vor einer entscheidenden Änderung in ihrem Leben – obwohl ihr Veränderungen eigentlich nicht behagen. Die Kinder machen ihren Schulabschluss und ziehen aus, die seit 20 Jahren bewohnte und liebgewonnene Mietwohnung wird zur groß und zu teuer. Ein Wendepunkt im Leben, an dem eine Inventur über Gegenstände, Erlebnisse und Erinnerungen unvermeidlich ist. Und Doris Knecht erledigt das in ihrem neuen Roman auf sehr unterhaltsame Weise. Geschickt spielt sie dabei mit den biografischen Eckpfeilern ihrer eigenen Geschichte, wobei bereits das Eingangszitat von Virginia Woolf darauf verweist, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt. „Ich ist nur ein brauchbares Wort für jemanden, den es nicht wirklich gibt.“, heißt es da.

Die Rahmenhandlung wird über eine Abfolge kurzer Kapitel zu diversen Themen erzählt, 1 – 2 Seiten, manchmal etwas länger. Aufgebaut ähnlich den wöchentlichen Falter-Kolumnen der Autorin, die über eine treue Leserschaft verfügen. Es sind Geschichten aus dem Alltag, dem Alltag einer Frau. Alleinerzieherin, zuweilen prekäre Einkommenssituation, die Tage angefüllt mit Improvisation und schnellem Reagieren inmitten von Alltag, Care-Arbeit und Überraschungen. Und genau das tut beim Lesen gut: Keine Sensationen oder Effekthascherei, sondern das Leben in aller Ehrlichkeit. Trotz Rückschlägen und schwierigen Momenten bleibt Doris Knecht dabei immer in einer positiven Erzählweise und feiert schlussendlich auch die erlangte neue Freiheit.

Eine Lektüre, die auf vielfältige Weise begeistert und unterhält. Das Buch regt zum Nachdenken an, eigene Erinnerungen werden wieder wach, es wird gelacht. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Danke an vorablesen bzw. hanser berlin für das Leseexemplar!