Eine Frau zieht Bilanz

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Eine Frau zieht Bilanz und blickt auf ihr Leben zurück. Aber ist es überhaupt die Wahrheit, die sie uns im im Lauf des Romans so erzählt?
"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht bedient sich der Erzähltechnik der Autofiktion und des unzuverlässigen Erzählers, um so die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion verschwimmen zu lassen.

Das Leben der Erzählerin selbst ist dabei gar nicht so spektakulär. Die beiden Kinder aus dem Haus, eine Trennung vom Vater der Kinder, nun die Suche nach einem neuen Lebensentwurf und einer Wohnung, die in Zeiten der angespannten Immobilienmärkte alles andere als leicht zu finden ist.
Über die kurzen Kapitel und die Erinnerungsanker entsteht schnell das Bild einer Frau, der man mit ihren Erinnerungen nicht unbedingt trauen kann, es aber gerne würde. Denn die Erzählerin zeigt sich als normale, mit den Umständen der Mutterschaft und familiärer Beziehungen hadernden Frau, die über das eigene Leben hinweg allgemeingültige Muster und Verhaltensweisen beleuchtet, die uns immer wieder begegnen und die in ihrer Betrachtung von Wärme, Weisheit und oft auch von Resignation getragen sind.

Eine tolle Lektüre, die Mutterschaft, Frausein und die gegenwärtige Gesellschaft auf leicht, aber niemals banale Art betrachtet.