Jahreshighlight

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marie falou Avatar

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„Irgendwann muss man sagen: Hier bin ich jetzt. Das ist jetzt meins, ich bin angekommen, so ist es gut.“ S. 212

Der neue Roman von Doris Knecht ist für mich ein Jahreshighlight, es ist ein Buch, das ich ganz sicher ein weiteres Mal lesen werde. Ich mag einfach alles daran: den besonderen, außergewöhnlichen Titel, der mich direkt neugierig gemacht hat, die Themen dieses Buches, die Schreibweise der Autorin, ihren Witz, die Protagonistin, in der ich mich oft wiedererkannt habe. Es sind 240 Seiten, die ich verschlungen habe.

Es geht um eine Frau, die an einem Wendepunkt ihres Lebens steht. Ihre beiden Kinder ziehen aus. Die Wohnung, in der sie fast 20 Jahre gelebt hat, in der ihre Kinder groß geworden sind, wird zu teuer. Sie muss sich also verkleinern. „Ich hasse Veränderungen. Aber irgendwas muss geschehen.“ (S. 10) Sie mistet aus, fragt sich, was sie behalten will. Und sie zieht Bilanz. Sie blickt zurück auf ihr Leben und spürt etwas Neues.

Wir erfahren von ihrer Kindheit, in der sie sich neben ihren Zwillingsschwesterpaaren immer unsichtbar gefühlt hat, von ihrem eigenen Auszug aus dem Elternhaus, um sichtbar zu werden, vom Leben ihrer Mutter und dem ihrer Schwestern, das sich von ihrem eigenen unterscheidet, vom Leben und der Last einer alleinerziehenden Mutter zweier Kinder. Offen und schonungslos erfahren wir von den Gefühlen einer Frau, die sie empfindet, als ihre Kinder ausziehen, von dem Gefühl, sich nicht mehr kümmern zu müssen, von einer neu gewonnenen Freiheit, dem Neubeginn eines Lebens, in dem endlich wieder ein Streifen am Horizont sichtbar wird.

Es ist ein Buch, in dem ganz viel steckt und dem meine Worte nicht gerecht werden, ein Buch über das kleine Glück einer sympathischen Frau, das weniger traditionell und ein bisschen zerkratzter ist (S. 114).

Große Leseempfehlung!