Mal was anderes von Doris Knecht - lesenswert!

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bea20 Avatar

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Ich schätze die österreichische Autorin Doris Knecht sehr. Ihre scharfe Beobachtungsgabe von Alltagssituationen, ihre Lakonie und ihren Wortwitz - herrlich unterhaltsam zu lesen.

Auch in ihrem neuen Werk „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ schimmert ihr Talent für geistreich ironische Formulierungen und ungeschönte Beschreibungen durch. Vor allem gelingt es ihr gleich zu Beginn, die namenlose Ich-Erzählerin trotz aller Neurosen und vermeintlicher Planlosigkeit nahbar und sympathisch rüberzubringen. Alleinerziehend, bisher mit ihren volljährigen Zwillingen relativ harmonisch in einer schönen und großen Wohnung lebend, steht sie nun vor lebensverändernden Herausforderungen. Die Kinder haben ihren baldigen Auszug angekündigt und sie muss sich aus Kostengründen eine neue und kleinere Wohnung suchen. Dabei hasst sie Veränderungen jeglicher Art und kann zunächst gar keine Pläne für ihr neues Leben schmieden. Erst nach und nach kommt sie ins Handeln und vorsichtiges Freuen auf einen möglichen Neubeginn. Sie schaut zurück auf ihre Kindheit, ihr Verhältnis zu Eltern und Schwestern, ihren beruflichen Werdegang, ihre gescheiterte Ehe und das aktuelle Familienleben, reflektiert Erinnerungen und beurteilt neu. All diese intimen Gedanken und Rückerinnerungen sind so schonungslos ehrlich formuliert, dass die Ich-Erzählerin immer nah und authentisch bleibt.

Ich habe das Buch gerne und in einem Rutsch gelesen. Ich fühlte mich gut und interessant unterhalten. Fazit: absolut lesenswert, da mal was anderes