Sehr zu empfehlen

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antie Avatar

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Wenn eine Frau ihr altes Leben und ihre alte Wohnung hinter sich lassen will und muss, bedeutet das einen immensen Einschnitt. Das alte Leben mit den Zwillingen als alleinerziehende Mutter ist für die Ich-Erzählerin in dem Moment vorbei, als beide nach dem Abitur ausziehen. Sie zieht Bilanz und richtet sich neu aus. "Wenn die Kinder ausziehen, wird von uns maximaler Schmerz erwartet, sagt die Ich-Erzählerin, und heulendes Elend..."(S.128). Genau das aber ist in diesem Buch nicht zu finden. In zahlreichen kurzen und teils sehr kurzen Kapiteln wirft die Autorin jeweils ein Schlaglicht auf den Gang der Dinge und auf Aspekte des Abschieds und des Neuanfangs.
So erfahren die Leser*innen einerseits viel über das Leben der Familie, andererseits aber auch plastisch über die Herkunftsfamilie der Ich-Erzählerin, in der sie als Älteste von fünf Mädchen, darunter zwei Zwillingspaare, keinen leichten Stand hatte. Dabei beschreibt sie leichtfüßig und heiter, trotz vieler melancholischer Momente, wie sie sich behauptet und wie aktiv sie den Neuanfang gestaltet.
Gleichzeitig handelt das Buch aber auch vom Schreiben und davon, wie Reflexions- und Schreibprozesse die Wirklichkeit verändern können. So wird nebenbei die Tochter kurzerhand zum Sohn und eine problematische Kindheit wandelt sich zu einer überwiegend unbeschwerten.
Am Ende hat man einen sehr lesenswerten und versöhnlichen Roman gelesen, der zwar nichts beschönigt, aber auch nichts dramatisiert.