Wenn Kinder erwachsen werden

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robertp Avatar

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Das Titelbild kann sich nicht entscheiden. Stellt es ein Buch dar in dessen Hintergrund ein Strauß Blumen steht oder eine Vase in Form eines Buches? Wobei der Blumenstrauß auch von dunklen Blättern dominiert wird, also alles nicht so eindeutig.
Doris Knecht, eine lange Zeit in Wien lebende Kolumnistin und Autorin, schreibt über eine Autorin, die aus dem „Ländle“ (Vorarlberg) nach Wien zieht. Nicht nur diese Übereinstimmung lässt mich als Leser an eine Autobiografie denken. Über Dekaden habe ich die Kolumnen von Frau Knecht im Falter (Wiener Wochenzeitung) gelesen und so vieles von dem Leben das sie führt und preisgibt erfahren. Vieles davon habe ich in diesem Buch – mit einem Titel so lang wie mein Arm – wiedergefunden. Aber vergessen wir einmal, was ich schon alles zu wissen glaube und konzentriere mich nur auf das Buch.
Die Erzählerin ist als Mädchen von Paaren umgeben. 2 Elternteile, bemüht dem Mädchen eine schöne Zukunft zu ermöglichen, Studium ist zunächst keines vorgesehen. 2 mal 2 Zwillingsschwestern, die mit ihrer Perfektion ihr in den späteren Lebensjahren als Vorbild der Eltern gepriesen werden. Weshalb? Sie haben geheiratet, Häusele gebaut, Kinder bekommen, im Ländle geblieben. All das ist unserer Protagonistin nur teilweise „geglückt“.
Zwillinge hat sie geboren, aber allein aufgezogen. Haus hat sie keines, aber ein kleines Studio und Häuschen am Land und als die Kinder ausziehen, muss sie ihre Wohnung aufgeben. Ein vermurkstes Leben also? Nein, denn sie hat sich allen Widerständen entgegengestellt und hat ihr Leben nach eigenem Geschmack geführt (und noch ist es nicht zu Ende!).
Doris Knecht gelingt es die Geschichte einer jungen Frau zu erzählen, die sich aus eigenem Antrieb ein Leben geschaffen hat, mit dem sie selbst zufrieden ist. Mit Höhen und Tiefen wie überall (wohl auch bei Eltern und Schwestern) aber immer selbstbestimmt.
„Die Frau, über die ich berichte, gibt es nicht mehr, auch wenn ich darüber schreibe, ….Es ist alles so oder so nicht mehr wahr, …“ (S 89). Und das gilt auch für den Titel, denn ich finde die Liste gar nicht vollständig.