Enttäuschend vorhersehbar
"Um ehrlich zu sein, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich, ob ich lebte oder tot war."
Nach dem Verlust ihres Hauses durch ein Feuer stehen Gina und ihre Familie vor dem Nichts und ziehen übergangsweise in das luxuriöse Anwesen ihrer alten Freundin Annie, die sich selbst im Urlaub befindet.
Kurz nach dem Einzug erscheint eine Frau namens Mary, die sich als Annies Haushälterin vorstellt. Obwohl Gina Marys Auftreten als recht ungewöhnlich empfindet, akzeptiert sie doch ihre Anwesenheit. Die Atmosphäre im Haus wird immer angespannter und Gina beginnt zu zweifeln, ob Mary wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein. Fortan muss Gina sich nicht nur ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit, sondern auch einer zunehmend bedrohlichen Gegenwart stellen.
Das Buch „Eine von uns“ beginnt mit einem vielversprechenden Setting – doch leider bleibt es dabei. Statt eines nervenaufreibenden Thrillers mit überraschenden Wendungen liefert Samantha Hayes einen eher seicht und eingängig geschriebenen Roman mit oftmals oberflächlichen Dialogen ab.
Das größte Problem: Spannung kommt kaum auf. Die Geschichte braucht sehr lange, um in Gang zu kommen – und wenn sie es dann tut, fühlt sich vieles zu konstruiert und absurd unrealistisch an.
Leider war die Handlung zu jeder Zeit absolut vorhersehbar und ohne größere Überraschungen.
Auch die beiden höchst merkwürdigen "Story-Wendungen" am Ende wirken aufgesetzt, fühlten sich überzogen und wenig glaubwürdig an.
Durch den Perspektivwechsel zwischen Gina und Mary entstehen immer wieder Redundanzen, die den ohnehin schon schleppenden Spannungsaufbau weiter bremsen und manche Abschnitte einfach langatmig wirken lassen.
Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sympathie kam für keine Figur auf, insbesondere Ginas Verhalten war oft so naiv und realitätsfern, dass es schwerfiel, sie ernst zu nehmen. Wer verhält sich so? Ihre Entscheidungen waren zuweilen mindestens merkwürdig bis nicht nachvollziehbar, teils völlig fahrlässig.
Für mich leider kein Highlight: Wer auf Spannung und ein klug konstruiertes Thrillererlebnis hofft, wird enttäuscht.
Eigentlich schade, denn die Grundidee der Geschichte hat durchaus Potential. Dafür und für den angenehm flüssig zu lesenden Schreibstil gebe ich dann doch noch drei Sterne.