Zu vorhersehbar

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waterlilly Avatar

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Samantha Hayes Thriller „Eine von uns“ klang vom Klappentext her nach einer fesselnden Geschichte. Der Start war auch richtig vielversprechend.

Nachdem Ginas und Matts Haus abgebrannt ist, bietet ihnen Ginas Freundin Annie als Übergangslösung ihr Haus an, da sie sich gerade auf Reisen befindet. Die junge Familie mit zwei kleinen Kindern scheint somit Glück im Unglück gehabt zu haben, denn Annies Heim ist mehr als luxuriös, zudem kommt täglich die Haushaltshilfe Mary, die sich um alles kümmert. Doch mit jedem Tag, der verstreicht, kommt es Gina mehr so vor, als wenn Mary etwas im Schilde führt.

Das Buch wird als Thriller mit vielen Plottwists beworben. Theoretisch ist das zutreffend. In der Praxis ist es allerdings so, dass jedes Mal, wenn ein neuer Twist aufgebaut wurde, ich sofort vorher sagen konnte, wo es hinführen wird. Statt Überraschungsmomente gab es eine „Hab ich doch gleich gesagt“ Situation nach der anderen.
Die einzigen, die überhaupt keinen Dunst hatten, was los ist, waren die Protagonistinnen. Die Freundinnen kann man sich wie einen Haufen Hühner vorstellen, der aufgeregt durcheinander gackert. Als bei einer dann doch endlich der Groschen fällt, ist es auf so eine alberne und IQ-arme Art dargestellt, dass mir nichts anderes übrig blieb, als zu lachen, obwohl wir eigentlich mitten im spannenden Show-Down sein sollten.
Ginas Mann Matt macht zu Beginn einen ganz vernünftigen Eindruck. Ohne Vorwarnung verwandelt er sich in einen weinerlichen Jammerlappen, der scheinbar sein ganzes Leben seinen Charakter verbergen konnte.
Zum Finale wird die Geschichte überraschend brutal und erinnert an einen Slasher Movie. Mir kam „Eine von uns“ wie ein Debütroman vor, allerdings habe ich gesehen, dass Samantha Hayes in ihrem Heimatland schon einige Thriller veröffentlicht hat. Positiv zu sagen ist, dass der Schreibstil bildhaft ist und dass sich das Buch leicht wegsnacken lässt. Die Umsetzung des Ganzen fand ich leider weniger gelungen. Zu vorhersehbar und an den Haaren herbei gezogen. Eigentlich wollte ich das Buch mit 2 Sternen bewerten. Die letzten paar Seiten konnten mich dann aber doch noch kurz überraschen, so dass ich mich für 3 Sterne entscheide.