Eine perfekte Familie – oder etwa doch nicht?

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natyvo Avatar

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In seinem biografischen Portrait „Eine Vorzeigefamilie“ beschreibt Rochus Hahn seine Beziehungen zu seinen Eltern. Das Buch ist in zwei Teile geteilt. Den ersten Teil widmet der Autor seiner Beziehung und seinen Erlebnissen mit seinem Vater. Sein Vater war kein einfacher Mensch. Darunter litt oftmals die ganze Familie, vor allem aber die Kinder. Sein Vater hatte klare Vorstellungen vom Umgang mit den Kindern und auch was die schulische Laufbahn betraf. Interessant fand ich, dass die Beziehung zwischen den Eltern sich unmittelbar auf den Umgang mit den Kindern auswirkte. So schildert Rochus Hahn, dass sein Vater umgänglicher war, als die Mutter für einige Wochen in Kur war. Auch auf Reisen war alles deutlich entspannter. Diese Zeit hat der Autor in besserer Erinnerung. Trotz allem wurde der Autor durch seinen Vater und seine Kindheit geprägt. Leistungsdruck, emotionale Kälte und oftmals auch willkürliche Gewalt waren an der Tagesordnung. Nach außen hin wahrte die Familie den Schein eines glücklichen und zufriedenen Zusammenlebens. Zu einem späteren Zeitpunkt setzte sich der Autor mit seiner Kindheit und seinen Beziehungen zu seinen Eltern auseinander.
Der zweite Teil des Buches handelt von der Beziehung des Autors zu seiner Mutter. Eigentlich wollte der Autor in dem Buch nur seine Beziehung zu seinem Vater darstellen. Doch nach dem Tod seiner Mutter stellten sich ihm einige Fragen und er wollte hinterfragen, was denn eigentlich die Spitze des Eisberges war. Zunächst nahm der Autor seine Mutter als eine blasse Figur wahr und er ging davon aus, dass sich seine Beziehung zu ihr für kein Buch eignet. Es zeigte sich aber, dass mehr hinter der Fassade steckt und so entstand der zweite Teil des Buches, das der Autor seiner Beziehung zu seiner Mutter widmet.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und das Buch lässt sich leicht lesen. Schnell taucht man in das Familienleben der Hahns ein. Authentisch erzählt Rochus Hahn von seinen Erinnerungen. Sein biografisches Portrait hat mich sehr berührt. Hier wird „das System Familie“ ganz klar deutlich. Nach außen hin wird der Schein einer guten, glücklichen Familie gewahrt. Dem Autor ist durch dieses Buch ein Familienportrait gelungen, wie es wahrscheinlich für einige Familien stehen würde. Rochus Hahn hat mich mit seinem Buch emotional berührt, bewegt und lässt mich nachdenklich zurück. Leser*innen, die sich für einen Blick hinter die Familienkulisse interessieren, kann ich das Buch empfehlen.