Grandioser Roman

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isabell Avatar

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Beim Cover verspüre ich Urlaubsgefühle und doch ist die Welt an der Côte d'Azur im Roman kein Urlaubsort mehr, denn am Ende des zweiten Weltkrieges bzw. kurz davor, gibt es hier sehr viel vermintes Land und dazu zählt auch der Strand. Im Roman stehen die Thematik der Minensuche und die Männer, die dies tun, im Mittelpunkt. Hier treffen Franzosen mit ganz unterschiedlichen Vorgeschichten auf deutsche Kriegsgefangene, die sich "freiwillig" gemeldet haben, denn neben mehr Essen ist ihnen auch eine frühere Freilassung in Aussicht gestellt worden.
Fabien, der französische Widerstandskämpfer, leitet das Minenräumkommando und ist ein guter Menschenkenner. Er vereint die sehr unterschiedlichen Charaktere zu einer Gruppe, denn das Leben hängt von jedem einzelnen ab. Die Männer haben unterschiedliche Motivationen. Einer der Franzosen agiert unter falschem Namen und sucht seine große Liebe Ariane, die hier im Ort verschwunden ist. Er erhofft sich Auskünfte von den deutschen Kriegsgefangenen. Auch eine Rolle spielt Saskia, eine jüdische junge Frau, die das Konzentrationslager überlebt hat und nun versucht wieder zu Hause anzukommen. Dazu gibt es sehr viele weitere Bewohner des Ortes, die die Geschichte sehr bildhaft und authentisch werden lässt.
Einen Roman, der sich mit verminten Gebieten und der Beseitigung der Minen beschäftigt, habe ich bisher noch nicht gelesen. Zu allererst sei gesagt, was sich gefährlich und gleichzeitig aber auch ein wenig trist anhört - denn mir machen Minen nur Angst, entpuppt sich als ein ganz besonders grandioser Roman. Ja, er enthält ziemlich viele Details über sehr unterschiedliche Minen, wobei ich mir der Vielzahl und der sehr unterschiedlichen Eigenschaften, nicht bewusst war, aber gleichzeitig zeigt er auch wie unter einer Lupe das damalige Leben der Menschen. Ich lerne sehr viele Personen kennen und erfahre manchmal mehr, manchmal weniger über deren Leben. Gleichzeitig erfahre ich auch etwas über die Bürokratie, damals wie heute, über Liebe, Freundschaft, Schuld, Rache,Verzeihen, Weiterleben, Traumata, Hoffnung...... Die Verminung eines Chateaus durch die Deutschen und die Entschärfung der Minen, ließ mich frösteln. Dies ist nur eine der sehr bewegenden Szenen. Zusätzlich gefällt mir der Sprachstil und auch die Lebensklugheit, die an vielen Stellen insbesondere durch Fabien zu Tage tritt.
Am Ende und das ist wichtig, erwähnt die Autorin, dass dem Roman nicht nur eine Recherchearbeit der damaligen Ereignisse zugrunde liegt, sondern auch Erlebnisse aus ihrem eigenen familären Umfeld.
Ich kann diesen Roman nur empfehlen und würde gerne mehr als fünf Sterne vergeben.