Leben lernen

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pewie Avatar

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Kriegsende an der Cote d´ Azur, eine Gruppe Minenräumer versuchen die Strände wieder frei zu bekommen, mit primitiven Hilfsmitteln und ohne Erfahrung sind es Freiwillige die ihr Leben riskieren. Fabien ein Resistancekämpfer der vor den Erinnerungen flüchtet, Vincent der aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager geflohen ist, er sucht Ariane und setzt seine Hoffnungen auf die deutschen Kriegsgefangenen. Lucas der Deutsche, der für das Versprechen wenn er mitmacht eher entlassen wird und die anderen die für Bezugsscheine und andere Vergünstigungen diesen gefährlichen Job machen. Da ist außerdem Saskia die als einzige ihrer Familie den Holocaust überlebt hat. Sie alle haben überlebt aber zu welchen Preis. Die Menschenwürde müssen sie sich zurückholen. Das nach Vorne schauen, wie von oben verlangt wird, können sie nicht. Die Erinnerungen sind grenzenlos und allgegenwärtig.
Die Autorin hat die Erinnerungen von vielen in dieses Buch einfließen lassen. In den wenigen Personen in diesem Buch kommen die wahren Erlebnisse von tausenden Franzosen und Deutschen zur Sprache. Es sind die fehlenden lauten Emotionen die die Geschichte so eindringlich machen. Jede Figur agiert vorsichtig, misstrauisch gegenüber jeden, Freundschaft entwickelt sich nur ganz langsam. Die Angst vor erneuten Verrat ist spürbar. Trotzdem hält der Frühling Einzug in den Ort, auch für die Verzweifelten, denn das Überleben ist ein Sieg über die Täter und irgendwann wird es Gerechtigkeit geben.
Ein eindringliches Buch, es ist nicht nur ein Roman oder Zeitzeugenbericht, es vermittelt das Gefühl das Überleben als Schande, als Verrat empfunden werden kann und normale Gefühle wie Trauer um eine verlorene Liebe sich nicht gehören. Das Ganze wird ohne Pathos oder ein nie wieder erzählt. Denn genau das wissen wir alle seit ein paar Jahren genau. Es wird immer wieder geschehen.