Zwischen den Minenfeldern des Herzens – eine stille Suche nach Versöhnung

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chris9081 Avatar

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Eine Welt nur für uns ist kein lauter Roman – aber einer, der tief unter die Oberfläche geht. Claire Deya gelingt es, mit ruhiger Intensität eine Geschichte zu erzählen, die zwischen Trümmern, Misstrauen und der vorsichtigen Hoffnung auf einen Neuanfang spielt.

Im Mittelpunkt steht Vincent, der nach seiner Rückkehr aus deutscher Kriegsgefangenschaft nicht zur Ruhe kommt. Er sucht Ariane, die Frau, die für ihn alles bedeutet – und sich in der Wirrnis der letzten Kriegsjahre scheinbar verloren hat. Um sie wiederzufinden, schließt er sich den Minenräumern an, einer Gruppe zwischen Zweckgemeinschaft und Schicksalsgemeinschaft. Dass unter ihnen auch deutsche Gefangene sind – Männer, die noch kurz zuvor auf der anderen Seite standen – verleiht der Handlung zusätzliche Spannung und emotionale Tiefe.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die Atmosphäre, die Deya mit wenigen, gezielten Worten aufbaut: die Hitze der südfranzösischen Küste, der ständige Schatten der Minen, das Misstrauen unter den Menschen. Die Autorin schafft es, ein ganzes Dorf – seine Hoffnungen, seine Wunden, seine Geheimnisse – mit Leben zu füllen. Figuren wie Lukas, Saskia oder Mathias sind keine bloßen Nebenrollen, sondern tragen die vielen Facetten dieses Romans: Schuld, Überleben, Trauer, aber auch die zaghaften Versuche von Menschlichkeit.

Die Handlung entfaltet sich langsam, aber nicht langatmig. Man folgt Vincent nicht nur bei seiner Suche nach Ariane, sondern auch auf dem schwierigen Weg zurück ins Leben. Die Frage, ob Liebe, Identität und Vergebung in einer vom Krieg gezeichneten Welt überhaupt noch möglich sind, zieht sich wie ein leiser Unterton durch das gesamte Buch.

Kleine Kritik: Manche Wendungen bleiben angedeutet, ohne ganz auserzählt zu werden – das kann man als stilistische Offenheit oder als kleine Leerstelle empfinden. Ich hätte mir stellenweise mehr Auflösung gewünscht, vor allem am Ende.

Fazit:
Ein tiefgründiger, fein erzählter Roman über das, was nach dem Krieg bleibt – in der Landschaft, in den Menschen und in ihren Herzen. Eine Welt nur für uns bewegt, fordert heraus und zeigt, dass Frieden nicht einfach mit dem Schweigen der Waffen beginnt.

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen – eine intensive, bildreiche und emotionale Lektüre, die nachwirkt.