Bringt einen zur Besinnung! ;-)

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kindder80er Avatar

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Während des Buches habe ich mindestens 24 Mal gelächelt... Trotz der anfänglichen "grinchigen" Grundstimmung der Protagonistin lässt sie sehr viel Wärme spüren, denn schließlich hilft sie selbstlos der alten Dame Frau Hallmann und ist auch sonst auf ihre Umwelt bedacht. Gerade in der Weihnachtszeit versucht sie aber mit gesenktem Kopf und Schulterpolstern durch die Hektik zu kommen und sehnt sich nach ihrem gewohnten Urlaub im wärmeren Süden. Als ihr kleiner Bruder sie bittet, die Weihnachtstage ausnahmsweise bei ihm, der gemeinsamen Mutter und dem Stiefvater zu verbringen, bricht ihr der kalte Schweiß aus. Normalerweise hält Anna diese Familientreffen höchstens 3 Tage aus, bevor sie flüchten muss: Wie "schlimm" soll es dann erst anlässlich eines rührseligen Festes wie Weihnachten werden?!?! Noch dazu, wo doch selbst bei den intaktesten Familien Streit vorprogrammiert ist?!?! Zudem kommt sie nun nicht um den Geschenkeeinkauf herum, will sie doch bei ihrem Bruder sein, der Mutter auch mal eine Freude machen und dem Stiefvater zeigen, wo der Hammer hängt. Sie wirft sich in den Trubel der Leipziger Straßen und fühlt sich sehr, sehr unwohl und herumgestoßen. Ihre Unsicherheiten wegen der passenden Geschenke konnte ich in der Leseprobe förmlich "körperlich spüren"! Für Menschen, die ihr wichtig sind, möchte Anna etwas kaufen, was ihnen auch gefallen würde. Dieses Zitat: "Nein, sie wollte, dass es ihrer Mutter wirklich gefiel. So ließ sie sich bei der Auswahl viel Zeit, nahm Bücher in die Hand, wog sie, strich über die Einbände und schlug sie dann auf. Sie ignorierte, dass Hände an ihr vorbeilangten, um ein Buch von einem der Tische zu reißen, dass Leute hinter ihr ungeduldig schnauften oder sie sogar anrempelten, weil sie auf dem Weg zur Kasse blind für alles um sie herum waren." hat mich sehr beeindruckt. Ich stelle mir in Zeitlupe eine gedankenverlorene junge Frau vor, die fühlt, riecht und tastet - im Zeitraffer eine hektische Gesellschaft um sie herum... Die eigentliche Ruhe und Besinnlichkeit liegt in der Frau. Schon am Anfang des Buches kann ich erkennen, dass SIE Weihnachten längst verstanden hat, bevor die anderen überhaupt anfangen, darüber nachzudenken!

"Leider" wird das Buch relativ rasant, bzw. werden Anna sehr, sehr viele Steine in den Weg gelegt, die sie natürlich alle irgendwann überwindet, aber auch die Figur wird im Laufe des Buches ein wenig entzaubert. Das liegt nicht an der Figur, sondern an den Umständen. Zu guter Letzt wird dem Leser sogar das finale Weihnachtsfest der Familie vorenthalten und abrupt vorher aus dem Buch verabschiedet.

Fazit: Schönes Weihnachtsbuch, was einen wieder (sogar sprichwörtlich) zur Besinnung bringen sollte und es auch tut - lediglich das Ende hätte ich mir "familiärer" gewünscht.