Der Geist der Weihnacht

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marialein Avatar

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Anna Wagner, von ihrer besten Freundin Paula auch liebevoll der Grinch genannt, hasst Weihnachten schon seit Jahren. Um dem Trubel zu entgehen, flüchtet die Studentin daher normalerweise in den Süden, bis wieder Ruhe einkehrt. Doch dieses Jahr entkommt sie dem Fest der Liebe nicht so leicht...

Ihrem kleinen Bruder Jonathan zuliebe verspricht Anna, das Fest dieses Jahr mit der Familie zu verbringen. Besonders begeistert ist sie nicht gerade davon, denn sie sieht schon lebhaft vor sich, wie ihr Stiefvater Gerd wie üblich auf ihr rumhackt und sie für ihre Entscheidung kritisiert, Literatur zu studieren. Auch von ihrer Mutter erwartet sie kaum Unterstützung. Doch versprochen ist versprochen, und so setzt sich Anna in den Zug nach Berlin.

In den nächsten 24 Stunden etwa macht sie spannende Bekanntschaften, erlebt schwere Enttäuschungen, aber auch unerwartete Freuden. Diese Reise verändert nicht nur Annas Einstellung gegenüber Weihnachten, sondern auch sie selbst. Sie lernt, sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen und die Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Und genau das brauchte sie, um Weihnachten endlich wieder zu genießen.

_Eine wundersame Weihnachtsreise_ bringt den Leser von der ersten Seite an in eine angenehme Weihnachtsstimmung. Nicht etwa, weil es voll von kitschigen Feiertagsklischees wäre, sondern ganz im Gegenteil: Wie Anna den alljährigen Geschenkestress, die nervige Musik und die Heuchelei der Menschen erlebt, kommt den meisten wahrscheinlich nur allzu bekannt vor. Doch anders als Anna verbinde ich all das auch mit dem wohltuenden Frieden, der einzieht, sobald man das alles hinter sich lassen kann und das Fest jenseits aller Hetzerei im Kreise der Familie verbringen kann.

Schon allein aus diesem Grund finde ich den Roman sehr gelungen. Dabei geht es hier gar nicht so sehr um Weihnachten selbst als um den Zusammenhalt in Familie und Freundschaft, um Treue und Verständnis, um Vergebung und Aufrichtigkeit... Wenn es stimmt, dass die Weihnachtszeit uns zu besseren Menschen macht, kann man das Gleiche sicher auch in gewisser Weise von diesem Buch behaupten. Es lässt einen darüber nachdenken, was wirklich zählt im Leben.

Sprachlich gefallen mir vor allem der Witz und die Unbeschwertheit der Dialoge. Der Stil steht im perfekten Einklang zu Annas Wesen, und bringt dem Leser ihren sympathischen Charakter damit noch näher.

Sonst bin ich ja kein großer Fan von offenen Fragen, aber am Ende der _wundersamen Weihnachtsreise_ machen sie sich eigentlich ganz gut. Und vielleicht könnte man sogar auf eine Fortsetzung hoffen...

Dieser Roman ist eine der schönsten Weihnachtsgeschichten, die ich je gelesen habe, und das vor allem deshalb, weil es um so viel mehr als nur um Weihnachten geht. Ein Muss für alle Weihnachtsliebhaber, aber erst recht für Weihnachtshasser wie Anna!