Jahrelang jede Woche vorbeigegangen

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tochteralice Avatar

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Das Buch "Einfach Literatur" von Klaus Willbrand und Daria Razumovich handelt im Wesentlichen von (oft alten oder zumindest älteren) Büchern, wobei das eine sehr vereinfachte Beschreibung des Inhalts ist. Wesentlich zutreffender ist, dass es sich hier um die Darstellung eines Lebens mit und für Bücher handelt. Denn Klaus Willbrand, den ich jahrelang jede Woche hinter Glas sah, konnte nicht ohne sie leben und so wählte er in unterschiedlichen Lebensphasen verschiedene Arten des Zusammenseins mit Büchern.

Vertraut war er mir durch den allwöchentlichen Blick in sein Antiquariat - Woche für Woche eilte ich daran vorbei auf meinem Weg ins Qi Gong-Studio, das sich wenige Häuser weiter befindet. Dabei sah ich stets einen Menschen in einer anderen Welt - eigentlich blickte er immer in ein Buch.

Anfang dieses Jahres war es dann ein trauriger Anblick ohne den Chef, ein Blick in ein mit Kerzen, Blumen und Beileidsbekundungen geschmücktes Fenster. Ein Leben mit Büchern hatte ein Ende gefunden und es gab viele Menschen, die hier, am letzten Lebensmittelpunkt von Klaus Willbrand, Abschied nehmen wollten.

Im vorliegenden Buch wird die Geschichte seines Lebens mit Büchern und seine Sicht auf selbige beschrieben und das ist aus meiner Sicht spannender als jeder Roman. Das Buch enthält auch manche Liste mit Büchern aus verschiedenen Kulturkreisen oder auch Listen mit Büchern bestimmter Autoren. Dass diese dort ganz kommentarlos in den Text eingebaut sind, finde ich schade. Ein ganz kleiner Makel an einem größtenteils bezaubernden Buch, das Daria Razumovich, im letzten Lebensjahr Willbrands seine Partnerin in seinem Buchblog - mehr dazu im Buch - mit ihm gemeinsam verfasste und nach seinem Tod fertig stellte.