Leben und Buchtipps eines alten Antiquars
3,5 aufgerundet - Aus dem persönlichen Leben eines Büchernarren/interessant - über gelesene Bücher/zu wenig, zu schwierige Werke
Ein alter Kölner Antiquar - Klaus Willbrand - leidenschaftlicher Leser und Literaturliebhaber, lässt sich von seiner jungen Kundin und Freundin Daria Razumovych überreden, mit ihrer Hilfe die sozialen Medien zu nutzen, mit großem Erfolg. Und nun dieses Buch. Leider ist Klaus Willbrand inzwischen verstorben, so dass es ein Fragment geblieben ist.
Dieses Buch will sich nicht aufdrängen, jeder soll sich seine eigene Meinung bilden und herausfinden - nach dem Ausschlussverfahren - was einen wirklich interessiert. Das ist ein sehr wichtiger Satz und ich stelle mit Zufriedenheit fest, dass ich diesen Weg schon eingeschlagen habe. Das hat aber auch zur Folge, dass ich viele der deutschen Nachkriegsbücher, über die er etwas schreibt, sicher nicht lesen werde. Es sind teilweise sogar Autoren, die ich nicht kenne. Am meisten aber schreckt mich die Beurteilung vieler Bücher ab. Da fallen Worte wie ‘schwer verdaubar, schwierig, nicht leicht zugänglich, unzugänglich - ‘nicht als leichte Sommerlektüre zu empfehlen. Keiner muss sich das unbedingt antun.’ (127). Tja, dann eben nicht! So bringt man aber keinen zum Lesen, nur solche, die sowieso schon in hoher Literatur unterwegs sind. Ich bin also leicht enttäuscht, auch, weil im Grunde wenig Persönliches über die gelesenen Bücher erzählt wird. Mich hätten individuelle Eindrücke interessiert und nicht das Leben und Schreiben der Autoren. Das hat man schon hundertmal woanders gelesen. Gefallen haben mir die Seiten über Kafka und Thomas Mann und seine Ansichten zur Literatur: ‘Kafka ist bis heute relevant’ (71), auch das Mut machende Zitat von Celan:
‘Lesen Sie! Immerzu lesen, das Verständnis kommt von selbst.’ (36)
Aufgelockert wird das Ganze, weil er zwischendurch immer wieder aus seinem Leben erzählt: wie er zum Lesen gekommen ist, wie seine berufliche Laufbahn verlaufen ist, wie er einmal drei Jahre lang vom Ersparten gelebt und exzessiv gelesen hat. Das hat mir gefallen, so z.B. auch, dass er, Prousts mehrbändiges Werk dreimal! gelesen hat und wie lange es gedauert hat.
Auch seine Offenheit und Respektlosigkeit sowie sein salopper Stil gefallen mir. So sagt er zu Reich-Ranickis Kritik an Elfriede Jelinek: ‘Eine Frechheit ersten Ranges. Dafür hätte man ihm stundenlang in den Hintern treten müssen.’ (129) ;-)
Nicht gefallen haben mir die Listen, die kein Kanon sein wollen, wegen ihrer ungeschickten unübersichtlichen Gestaltung. Natürlich ist es ein hochwertiges, geschmackvoll gestaltetes Büchlein mit Lesebändchen. Das Bild des Antiquars ist eine Bauchbinde, also leicht zu entfernen ;-)
Fazit: Kann man lesen, muss man nicht unbedingt. Es gibt Besseres.
Ein alter Kölner Antiquar - Klaus Willbrand - leidenschaftlicher Leser und Literaturliebhaber, lässt sich von seiner jungen Kundin und Freundin Daria Razumovych überreden, mit ihrer Hilfe die sozialen Medien zu nutzen, mit großem Erfolg. Und nun dieses Buch. Leider ist Klaus Willbrand inzwischen verstorben, so dass es ein Fragment geblieben ist.
Dieses Buch will sich nicht aufdrängen, jeder soll sich seine eigene Meinung bilden und herausfinden - nach dem Ausschlussverfahren - was einen wirklich interessiert. Das ist ein sehr wichtiger Satz und ich stelle mit Zufriedenheit fest, dass ich diesen Weg schon eingeschlagen habe. Das hat aber auch zur Folge, dass ich viele der deutschen Nachkriegsbücher, über die er etwas schreibt, sicher nicht lesen werde. Es sind teilweise sogar Autoren, die ich nicht kenne. Am meisten aber schreckt mich die Beurteilung vieler Bücher ab. Da fallen Worte wie ‘schwer verdaubar, schwierig, nicht leicht zugänglich, unzugänglich - ‘nicht als leichte Sommerlektüre zu empfehlen. Keiner muss sich das unbedingt antun.’ (127). Tja, dann eben nicht! So bringt man aber keinen zum Lesen, nur solche, die sowieso schon in hoher Literatur unterwegs sind. Ich bin also leicht enttäuscht, auch, weil im Grunde wenig Persönliches über die gelesenen Bücher erzählt wird. Mich hätten individuelle Eindrücke interessiert und nicht das Leben und Schreiben der Autoren. Das hat man schon hundertmal woanders gelesen. Gefallen haben mir die Seiten über Kafka und Thomas Mann und seine Ansichten zur Literatur: ‘Kafka ist bis heute relevant’ (71), auch das Mut machende Zitat von Celan:
‘Lesen Sie! Immerzu lesen, das Verständnis kommt von selbst.’ (36)
Aufgelockert wird das Ganze, weil er zwischendurch immer wieder aus seinem Leben erzählt: wie er zum Lesen gekommen ist, wie seine berufliche Laufbahn verlaufen ist, wie er einmal drei Jahre lang vom Ersparten gelebt und exzessiv gelesen hat. Das hat mir gefallen, so z.B. auch, dass er, Prousts mehrbändiges Werk dreimal! gelesen hat und wie lange es gedauert hat.
Auch seine Offenheit und Respektlosigkeit sowie sein salopper Stil gefallen mir. So sagt er zu Reich-Ranickis Kritik an Elfriede Jelinek: ‘Eine Frechheit ersten Ranges. Dafür hätte man ihm stundenlang in den Hintern treten müssen.’ (129) ;-)
Nicht gefallen haben mir die Listen, die kein Kanon sein wollen, wegen ihrer ungeschickten unübersichtlichen Gestaltung. Natürlich ist es ein hochwertiges, geschmackvoll gestaltetes Büchlein mit Lesebändchen. Das Bild des Antiquars ist eine Bauchbinde, also leicht zu entfernen ;-)
Fazit: Kann man lesen, muss man nicht unbedingt. Es gibt Besseres.