Auf der Jagd nach dem Urzeitmonster

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Nachdem der Klappentext des Nachfolgers zum hochgelobten „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell den interessierten Leser eigentlich vollkommen im Unklaren lässt, ist man auch besser beraten, sich nicht von der auf der Innenseite abgedruckten  Synopse in die Irre führen zu lassen.

Ja, es stimmt: In dem neuen Roman von Josh Bazell geht es wieder um den Ex-Mafiakiller Pietro Brwna, der auch tatsächlich auf einem Kreuzfahrschiff unter neuer Identität als Arzt praktiziert. Wer aber nun eine blutige Version vom „Traumschiff“ erwartet, der ist hier auf dem falschen Dampfer, denn seinen Job übt Pietro auf gerade mal sieben (!) Seiten des Buches aus. Der Rest des Buchs besteht aus einer Forschungsreise, die in der Kriminalliteratur wohl ihresgleichen sucht:

Ein reicher Millionär heuert Pietro an, damit dieser die beim ihm angestellte Paläontologin Violet Hurst auf eine ungeheuerliche Expedition begleitet und beschützt. Der Millionär hat die Einladung zu einer wahrlich schaurigen und mysteriösen Reise erhalten: Schon jahrhundertelang berichtet man sich, dass es in den Seen Minnesotas ein Urzeitmonster geben soll, dass sich über die Dekaden hinweg immer neue Opfer geholt hat. Die Sage erinnert sehr stark an die schottische Mär von Nessie, doch im Gegensatz zu dieser Sage gibt es in Übersee Beweise für die Existenz eines solchen Monsters und nun will sich eine exklusive Reisegruppe aufmachen, den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Begleitet wird das Ganze von einem hochkarätigen Schiedsrichter, der bei der Jagd nach dem Urzeitmonster auf die Einhaltung der aufgestellten Regeln achtet und so dafür sorgt, dass alle Teilnehmer an der Hatz gleiche Chancen haben. Mit der Person des Schiedsrichters liefert Bazell eine der besten Passagen der diesjährigen Krimineuerscheinung, doch um wen es sich handelt, das soll an dieser Stelle nicht genauer erläutert werden, um dem geneigten Leser nicht den Spaß nehmen!

 „Schneller als der Tod“ war die gelungene Symbiose aus Mafiathriller und Krankenhaussoap, und das Ganze in einer unbeschreiblich pulpigen Atmosphäre. Gespannt war ich deshalb, was der Krimiwelt-Spitzenreiter bei seinem Nachfolgeroman aus dem Ärmel zaubern würde: Würde es ihm wieder gelingen, scheinbar unvereinbare Genres zu einem überzeugenden Konglomerat zu verschmelzen? Leider muss ich diese Frage abschlägig bescheiden, denn mit „Beat the Reaper“, so der Erstling im Original, kann es „Einmal durch die Hölle und zurück“ nicht aufnehmen.

Zwar ist Bazells Geschichte erneut wieder mit einem innovativen und  unvorhersehbaren Plot ausgestattet und schlägt verschiedene Haken, doch die Qualität von „Schneller als der Tod“ erreicht der Krimi leider nicht. Dazu ist die Geschichte in der Retrospektive zu profan und das Nachwort überreizt mit seinen 56 ausführlichsten Seiten plus Fußnoten die Aufmerksamkeit selbst des geübtesten Lesers. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen und versalzt dem ansonsten wirklich spannenden Roman ein wenig die Wirkung. Deshalb gibt es einen Punkt Abzug  in der Gesamtnote, ansonsten aber ein wirklich spannender und lustiger Lesespaß des „Tarantino der Krimiszene“ (AZ)

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)