Auf der Suche nach dem Seeungeheuer

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buecherfan.wit Avatar

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Mit “Einmal durch die Hölle und zurück” legt Josh Bazell seinen zweiten Roman vor. Für jeden Autor ist es schwer, an den fulminanten Erfolg eines Debütromans anzuknüpfen und die hochgeschraubten Erwartungen der Leser nicht zu enttäuschen. Für mich war “Schneller als der Tod” einer der besten Thriller, die ich je gelesen habe. Leider hat mich die Fortsetzung enttäuscht.

Am Ende des ersten Romans war Ex-Autragskiller Pietro Brwna alias Peter Brown seinen Verfolgern nur knapp entkommen. Mit einer neuen Identität - Lionel Azimuth - arbeitet er als Arzt auf einem Kreuzfahrtschiff. Da sein Job ihm überhaupt nicht gefällt, nimmt er das von seinem Mentor und Retter Professor Marmoset vermittelte Angebot an, für einen Milliardär zu prüfen, ob eine Expedition zum White Lake in Minnesota zum Teilnehmerpreis von 1 Million Dollar ein seriöses Angebot ist. Begleitet von der attraktiven Katastrophen-Paläontologin Violet Hurst, die ebenfalls für den Rec-Bill genannten Auftraggeber arbeitet, nimmt Lionel Azimuth alias Peter Brown alias Ismael an der Suche nach dem Seeungeheuer teil, das angeblich ein junges Paar getötet hat. Das Unternehmen scheint nicht ungefährlich, denn es hat im Vorfeld weitere Tote gegeben, und bei der Expedition kommt ein Teilnehmer um. Lionel Azimuth und Violet Hurst decken die Hintergründe auf und geraten dabei in lebensbedrohliche Situationen. 

Es ist unbestritten, dass Bazell wieder einen ungewöhnlichen Plot entwirft - der Roman ist eine Kombination von einem Abenteuerroman mit Krimielementen und einer Liebesgeschichte - und eine Reihe von originellen Einfällen hat. Das beginnt mit der Seeungeheuer-Thematik in Anlehnung an Nessie aus Loch Ness. Der Autor macht wieder reichlich Gebrauch von Fußnoten - als Informationsquelle und als teilweise recht witziger laufender Kommentar. Die Auflösung kann man nicht erraten, und teilweise wirkt der Plot etwas wirr. Besonders spannend finde ich den Roman auch nicht. Wann hat man schon jemals einen Thriller mit einer fast 60-seitigen Materialsammlung im Anhang gesehen? Die Quellenangaben, Daten, Fakten und Seitenhiebe gegen die Machenschaften amerikanischer Politiker sind nicht uninteressant, und angesichts der Äußerungen, die republikanische Präsidentschaftskandidaten zur Zeit im Wahlkampf absondern, sind Bazells Attacken gegen erzkonservative Republikaner durchaus passend und absolut nachvollziehbar, aber gehört das alles wirklich in einen Thriller?

Trotz dieser Kritikpunkte bleibt Josh Bazell für mich ein interessanter Autor, dessen fundierten Kenntnissen ich vertraue und mit dem ich mich gern wieder beschäftigen werde. Allerdings werde ich bestimmt beim nächsten Mal etwas skeptischer sein, wenn der Verlag einen Riesenspaß verspricht.