Klassenbewusstsein

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buecherfan.wit Avatar

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Louisa Youngs Roman "Eins wollt ich dir noch sagen" beginnt mit einem Prolog. Wir befinden uns mitten im Ersten Weltkrieg - im Sommer  1917. Das ohrenbetäubende Donnern von Explosionen is zu hören. Nadine Waveney arbeitet auf einer Krankenstation, Riley Purefroy erlebt mit seinen Kameraden das Grauen der Schützengräben und denkt an die, die bereits umgekommen sind.

Dann geht die Autorin zehn Jahre zurück. Der elfjährige Riley Purefroy wird in Kensinton Gardens von einem Schneeball getroffen und bricht  durch das Eis des  Round Pond ein. Nadine Waveney und ihr Vetter Noel, der den Schneeball geworfen hatte, bringen den Jungen zu Nadines Elternhaus. So beginnt die  Freundschaft  zwischen Nadine  und Riley,  die zwei unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten angehören: Nadine kommt aus einer reichen Familie, zu der auch der Maler Sir Alfred gehört, Riley ist ein Arbeiterkind, sein Vater ein Feuerwehrmann. Riley sitzt dem Maler Modell und erledigt kleine Arbeiten für ihn, zieht schließlich ganz in sein Haus. Die Familie Waveney und Sir Alfred fördern den Jungen, der dem Rat seines Vaters folgend seine Chance wahrnimmt,  was seiner klassenbewussten Mutter Bethan lange Zeit großen Kummer bereitet. Aus dem Klappentext wissen, wir, dass sich die beiden jungen Leute ineinander verlieben und dass dies von Mrs Waveney nicht akzeptiert wird.

Die Leseprobe verspricht eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs. Die junge Liebe wird nicht nur von den Schrecken eines grauenhaften Krieges bedroht, sondern auch von einem starren Klassensystem,  das es so anderswo im 20. Jahrhundet nicht gegeben hat. Man hatte seinen Platz in der Gesellschaft zu kennen. Wenn jemand wie Riley offen den gesellschaftlichen Aufstieg anstrebte, führte das zu Irritationen und wurde nicht akzeptiert. Das Thema ist nicht neu: von D.H. Lawrences Geschichte einer Mesalliance ("Lady Chatterley") bis zu Ian McEwans "'Abbitte"("Atonement") wurde es vielfach in Romanen und Filmen verarbeitet. Es dürfte interessant sein zu sehen, was Louisa Young daraus macht.