Liebe in Zeiten des Krieges

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jesssoul Avatar

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London, Anfang des 20. Jahrhunderts

Der kleine Riley, Sohn einer Arbeiterfamilie, gerät durch Zufall in die Kreise der damaligen High Society. Als regelmäßiger Besucher bei Familie Waveley wird er schnell ins Herz geschlossen und Sir Alfred, ein namenhafter Künstler der damaligen Zeit, erkennt in ihm eine fähige Hilfskraft für sein Atelier. Als Dank für seine Dienste darf er bei ihm wohnen, eine gute Schule besuchen und bekommt die Techniken der Kunst gelehrt. Nadine, die junge Tochter der Waveleys und seine mittlerweile beste Freundin, wächst ihm ans Herz und mit zunehmendem Alter werden seine Gefühle für sie immer stärker bis er letztendlich bis über beide Ohren verliebt ist. Die Verwirrungen der Pubertät und die damals noch scharfe Grenze zwischen den Gesellschaftsschichten irritieren ihn so stark, dass er letztendlich beschließt, sich als freiwilliger Soldat für den Kriegsdienst zu melden. Eine Flucht, die eigentlich nur kurz andauern sollte, wird zu einer jahrelangen Zerreißprobe und Riley hat das Gefühl hat, nicht mehr zu existieren. Doch die Liebe zwischen ihm und Nadine hält! Bis zu dem Tag, an dem Riley, mittlerweile Offizier, an der Front angeschossen und seine untere Gesichtshälfte zerstört wird. Er beschließt, Nadine von ihm und allem damit verbundenen Leid zu erlösen und lässt ihr einen Brief überbringen, der besagt, dass er in Paris eine Frau kennen und lieben gelernt hat und zu ihr gehen wird, sobald er wieder genesen ist. Zu einer Frau, die nicht existiert. In eine Stadt, die er nicht kennt. Doch Nadine gibt nicht auf und manchmal ist die Liebe eben doch stärker, als die Hürden, die sie zu überwinden hat....

"Eins wollt ich dir noch sagen" von Louisa Young ist einer der besten Romane über den 1. Weltkrieg, den ich je gelesen habe. Die Figuren sind ganz und gar existent, stark und schwach, schwarz und weiß. So durchschaubar und doch überraschend, dass es einen einfach nur mitreist. An den richtigen Stellen werden Distanzen geschaffen zwischen Leser und Figur, nur um im nächsten Moment noch näher an sie heran zu wollen. Das Leben im Krieg, ob an der Front, in der Heimat, bei den Reichen oder bei den Armen, ist in einem wunderbaren Gleichgewicht zwischen Gleichgültigkeit und Betroffenheit dargestellt. Wie im echten Leben: Das eigene Schicksal scheint einem das Schlimmste, doch betrachtet man die Masse der Menschheit, wird es erträglich. Ich finde es gut, dass im Buch so deutlich wird, was sich kaum einer auszusprechen wagt: Es sterben Tausende, sogar Millionen von Menschen, es ist eine schaurige, entsetzende, unglaubliche Tatsache, aber eines wird sich nie ändern: Egal was passiert, egal wer stirbt, egal wer gewinnt oder verliert, die Erde wird sich immer weiter drehen....ob wir es wollen, oder eben nicht.

Und das Wichtigste: Ist eine Liebe stark genug, kann sie alle Grenzen überwinden, nur nicht die, die man sich selbst zieht.