Wunderbar berührend

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Dieses Buch hat mich wirklich tief bewegt. Eine Liebesgeschichte ohne Kitsch, wunderbar geschrieben - ein besonderes Buch.

Ich gebe zu, das Buch hat mich auch wegen des Covers angesprochen. Außerdem mag ich Romane, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen. Ich habe schon viele Bücher mit dieser Thematik gelesen, aber dieses Buch ist anders.

Nadine und Riley - sie Tochter aus reichem Hause, er ein junger Mann mit großen Träumen, der bei einem befreundeten Maler als Hilfskraft arbeitet. Zwischen beiden beginnt eine zarte Liebesgeschichte, die so wunderbar erzählt wird, dass man in die Geschichte hineingezogen wird. Nadines Mutter ist gegen diese Liebe und Riley meldet sich aus Trotz für den Kriegsdienst. Der Schrecken des Krieges, das Warten zwischen Hoffen und Bangen und die tägliche Routine an der Front erscheinen so deutlich, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Riley steigt im Militärrang auf und trotz der Gefahr scheint der Krieg ihrer Liebe nichts anhaben zu können. Nach ein paar wunderbaren gemeinsamen Urlaubstagen geschieht das Unfassbare: Riley wird schwer verwundet. Er kommt in das Krankenhaus Sidecup, dass sich plastische Chirurgie und die Wiederherstellung von Gesichtern spezialisiert hat. Die Schilderungen gingen mir sehr nah, aber ich habe noch kein Buch gelesen, dass diese Thematik aufgreift. Das Schrecken der Verwandten, die Ohnmacht und Wut der Verwundeten und die Resignation. Riley ist nicht nur äußerlich verwundet, er hat außer seiner Stimme auch seinen Lebensmut verloren und weist Nadine mit einer Lüge ab. Tief verletzt meldet diese sich als Krankenschwester an die Front. Die Zeit vergeht und beide könne sich nicht vergessen. Doch Riley verbiete sich jeden Gedanken an eine Zukunft mit Nadine, er ist zu schwer entstellt. Monate verbringt er in der Klinik, vermummt und ohne Stimme. Nach und nach schöpft er neuen Mut und beginnt sprechen zu lernen. Viele kleine Randgeschichten zeigen das alltägliche Grauen dieser Zeit aber auch die Hoffnung.

Begleitet wird die Geschichte um Nadine und Riley von einer weiteren Liebesgeschichte. Peter Locke, Rileys Vorgesetzter an der Front und seine Frau Julia - vor dem Krieg ein Vorzeigepaar. Er äußerst gebildet, sie unglaublich schön - doch der Krieg verändert auch ihr Leben. Julia weiß mit sich nichts anzufangen, als Haus und Garten zu pflegen und sich um ihre Schönheit zu kümmern. Peters seltene Heimatbesuche geraten immer mehr zur Farce. Er erträgt den Krieg nicht, ist nicht zu Zärtlichkeiten fähig. Dennoch wird Julia schwanger. In einer tiefen Depression nimmt ihr die eigene Mutter das Kind. Julia verharrt in Apathie und widmet sich weiter ihrem Aussehen. Aus Angst Peter nicht mehr zu gefallen, sucht sie einen Schönheitschirurgen auf. Der Gegensatz zu Rileys unfreiwilligen Operationen und Julias Langeweile bestürzte mich beim Lesen. Julia ist für mich die tragische Figur des Buches. Unzufrieden muss sie mit ansehen wie sie in den Jahren des Krieges zu welken beginnt. Im grandiosen Finale geht sie in ihrem Wahn sogar so weit ihr Aussehen komplett zu zerstören und nährt sich Peter und ihrem Kind auf diese Weise wieder an.

Auch Nadine und Riley begegnen sich erneut und erkennen die Irrtümer und Lügen der Vergangenheit. Werden sie ihre Liebe retten können?

Ein wirklich bewegender Roman, der mich nicht losließ und auch immer noch nicht loslässt. Fantastisch - eines meiner Lieblingsbücher.