Bezaubernd und lehrreich zugleich. Ein Meisterstück!

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Gibt es denn sowas? Da läuft einem schon lange vor einer Reise zu einer besonders genussvollen Festivität das Wasser im Munde zusammen und dann wird einem wortwörtlich der Käse vom Teller genommen…

Inhalt:

Wochenlang fiebert die kleine Maus dem berühmten Käsefest in der Schweiz entgegen. Doch leider unterläuft ihr im Umgang mit dem Kalender ein Fehler. So reist sie genau einen Tag zu spät mit dem Zug in Bern an und hat das Nachsehen. Wie maßlos enttäuschend!

Die wissbegierige kleine Maus träumt infolgedessen davon, die Zeit zurückzudrehen, um doch noch zu den köstlichen Erlebnissen zu gelangen. Zuerst aber müsste sie dem Rätsel der Zeit auf die Spur kommen. Dass ihr Bemühen, die Zeiger der Uhren zurückzudrehen, nicht ausreicht, muss sie als erstes erfahren.

So beginnt sie mit der ganz grundlegenden Frage „Was ist die Zeit?“. Ein freundlicher alter Mäuseuhrmachermeister führt die neugierige Maus durch seine spannende Sammlung in den Begriff der Zeit, ihre Messung und den Umgang im Laufe der Geschichte ein.

„Zeit ist etwas, das stetig dahinfließt. Immer in die gleiche Richtung“ S. 48

Wie praktisch, dass der Uhrmachermeister ihr auch den Hinweis zu dem Zeitforscher Albert Einstein geben kann, der einst in Bern gearbeitet hat.
Mühsam arbeitet sich die Maus nun durch die Bücher im Berner Patentamt. Ihr Resümee:

„Zeit ließ sich verlangsamen, beschleunigen, vielleicht sogar anhalten, aber eben nicht zurückdrehen.“ (S.56)

Der Wunsch, eine Zeitmaschine zu bauen, um zum ersehnten „Chäsfest“ zu reisen, treibt die Maus an, sich am Ende mit Hilfe der Einstein’schen Theorien und eigener Berechnungen tatsächlich eine geniale Zeitmaschine zu bauen. Doch auch bei dieser Art der Reise kann einiges anders verlaufen, als geplant.

Am Ende werden die kleine Maus und Albert Einstein sich gegenseitig helfen und inspirieren, um sich dem Rätsel der Zeit zu nähern. Hauptsache aber ist, dass die clevere kleine Maus doch noch zu käsigen Genüssen gelangt.

Fazit:

Die Illustrationen
Wieder ein Kinderbuch-Kleinod  voller Überraschungen aus der Feder von Torben Kuhlmann. Auch wenn man seinen Namen noch nicht kennen sollte, verliebt man sich gleich auch als Erwachsener in seine beeindruckenden Illustrationen.
Also beginnen wir gleich bei den Bildern, denen ein ganz spezielles, faszinierendes Licht eigen ist. Man möchte eintauchen in Kuhlmanns so herrlich detailreiche Bilder. Sie erzählen, ergänzen und erweitern die Geschichte, von der der Text berichtet, ausdrucksvoll in ihrer ganz eigenen Sprache. Mit ihnen wird die jeweilige Stimmung der historischen Zeit oder an den speziellen Örtlichkeiten (die Schweiz, Bern...!) liebevoll transportiert.
Faszinierend sind immer die ganz besonderen Perspektiven, denn eine Maus ist durchaus in der Lage, z.B. aus Turmhöhe über die Stadt zu blicken.
Man wird bei jedem Durchblättern neue spannende Details entdecken. Sehr genossen habe ich die ästhetische Farbgestaltung, die das Auge verwöhnt. Die kleine Maus behält übrigens bis zum Ende ihr naturalistisches Aussehen und wird nie verniedlicht oder verkitscht.

Die Story
Die Geschichte um die kecke, wissbegierige Maus und den berühmten Naturwissenschaftler ist auf der einen Seite herrlich fantasievoll und lustig. Auf der anderen Seite bietet sie lehrreiche wissenschaftliche Inhalte und durchaus philosophische Aspekte. Spaß und Information werden fast spielerisch kombiniert.
In der Geschichte werden recht komplexe Sachverhalte zu Zeit und Raum so angerissen, dass sie auch für Kinder gut verständlich sind. Die Textstücke sind durchaus anspruchsvoll und glänzen durch ihre bildhafte Sprache. Das Verhältnis von Texten und kleinen und großen doppelseitigen Bildern ist sehr angenehm. Diese abwechslungsreiche Aufteilung lässt so schnell keine Ermüdung aufkommen.

Alle Charaktere des Buches sind sehr liebenswert, allen voran natürlich der Protagonist im Zentrum: neugierige, wissbegierige, schlaue, tapfere kleine Maus, bei deren spannenden Abenteuer man gebannt mitfiebert. Doch selbst die gefährliche Katze Chronos schafft es, die Zeit für einen Moment still stehen zu lassen. Was für ein tolles Detail.

Am Ende des Buches erfährt man viel über Albert Einsteins Leben und sein Werk, was auch für die erwachsene Leserschaft sehr informativ ist. Hier und wie auch im Buch selber gibt es viele Ansatzpunkte für gemeinsame Gespräche oder weitere eigene Erkundungen.

Das Buch hat mich absolut begeistert. Eine Empfehlung für junge und erwachsene Leser*innen