Auf der Suche nach einer zeitlosen Weisheit

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Alexx Rovira u. Francesc Miralles: Einsteins Versprechen

Der Roman der beiden Spanier ist unterteilt in 4 Teile und 72 Kapitel,  den 4 Elementen Erde, Luft, Wasser und Feuer zugeordnet und jedem Kapitel ein Zitat vorangestellt und mit einer Überschrift versehen, die sich auf den jeweiligen Inhalt bezieht. Wie es in einer Fortsetzungsgeschichte üblich ist, kommt immer am Ende eines Kapitels eine neue Erkenntis zutage oder aber eine neue Fragestellung steht im Raum, ein neues Geheimnis, das es zu lösen gilt. Vom Aufbau gegliedert, übersichtlich, aber deswegen keineswegs weniger spannend.

Der Wissenschaftsjournalist Javier Costa tritt kurzfristig in einer Talkshow als Gegenpart zu dem etwas nervigen und arroganten Autor von "Einstein relativ einfach" auf und setzt eine Aussage in den Raum, die Triebfeder wird für diesen Roman. Er behauptet, Einstein habe eine letzte Erkenntnis gemacht, die er aber nicht veröffentlicht habe, zumal seine Formel  E=mc 2 die Atombome ermöglicht und daher viel Leid in die Welt gebracht habe.

Gleich nach der Sendung erhält er einen geheimnisvollen Brief mit der abgewandelten Formel E= ac 2 auf der Rückseite und einer  Einladung nach Cadaques. Und vor allem  mit dem Hinweis, dass es tatsächlich eine letzte Erkenntnis gebe. Da er beruflich ohnehin gerade nicht so erfolgreich ist, macht er sich auf den Weg und trifft dort im Hause eines Japaners auf weitere Eingeladene, die sich alle in irgendeiner Weise mit Einstein beschäftigen. Von hier aus beginnt ein Road-Movie um die halbe Welt, wobei er immer wieder auf die Französin Sarah Brunet trifft und schließlich mit ihr nach vielen Stationen, auf denen er immer noch neue Einzelheiten über Einstein erfährt, mit denen er die von dem Japaner begonnene Biographie vervollständigen will. Und schließlich, nach einer Reihe von Turbulenzen und gefährlichen Zwischenfällen,  finden die beiden auch diese geheimnisvolle letzte Erkenntnis, die unspektakulärer ist als sie erwartet haben und für die dennoch, so Einstein in einem Brief an seine Tochter, die Zeit erst einmal reif sein muß. 

Es geht dabei um die Frage, welche Energie, welche Kraft die ist, die allem im Universum zugrundeliegt und die alles lenkt. Manch einem Rezensenten ist die Lösung bzw. die Erkenntnis zu simpel oder eben zu unspekatulär , aber ist es  nicht oft gerade das Naheliegende, was uns weiterbringt? (Warum in die Ferne schweifen...?)  Mich erinnert der Roman an die vielen Geschichten, wo einer oder mehrere in die Welt ziehen, um ihr Glück oder den Sinn des Lebens zu suchen und dann doch vor ihrer eigenen Haustür landen. ( z.B. Janosch, Post für den Tiger).

Eine immerwährende Erkenntnis, und es ist bekannt, dass Einstein als Wissenschaftler weniger der rationalen Vernunft als vielmehr der Intuition vertraute. Warum also soll seine letzte Erkenntnis nicht von fachübergreifender und zeitübergreifender Weisheit sein? Und muß eine Erkenntnis wirklich ganz neu sein? Wenn sie nicht neu ist und doch wieder auftaucht, dann hat ihre Energie anscheinend noch nicht die richtige Kraft entwickelt.

Mir hat der Roman gut gefallen, leicht und lebendig geschrieben, es bleibt eine Spannung bestehen, ohne dass es atemlos wird . Auch wenn es mitunter seltsame Todefälle gibt, entwickelt sich hier  kein Krimi oder Thriller, was der Roman ja auch nicht sein will. Und es fehlt auch der Tiefgang nicht, denn mit den Suche nach einer letzten Erkenntnis ist eine philosophische Ader vorhanden , und meines Erachtens ist die letztliche Grundaussage  zeiltlos und doch in diesen Zeiten hochaktuell .