Es ist alles relativ – vor allem der Lesegeschmack

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Javier Costa bekommt nach einem Auftritt bei einer Radiosendung zum Thema Albert Einstein eine Einladung übergeben. Zögernd macht er sich der Journalist auf den Weg nach Cadaqués, wo er außer dem Gastgeber Yoshimura noch weitere seiner Kollegen trifft. Auch hier ist der legendäre Physiker das Thema. Die Biografie des Nobelpreisträgers soll vervollständigt werden. Um die noch offenen Punkte zu klären, macht sich Javier auf die Suche nach Spuren, die Einstein hinterlassen hat.

Das aus dem Spanischen übersetzte Buch verspricht zum einen ein letztes Geheimnis des 1955 verstorbenen Wissenschaftlers, zum anderen eine temporeiche Geschichte. Der gewählte Sprachstil ist einfach gehalten, dass es fast an ein Jugendbuch erinnert. Auch die Handlungsführung ist übersichtlich. Javier stolpert bereits auf den ersten Seiten in eine gefährliche Situation, vor der er den Rest des Buches flüchtet. Gemeinsam mit der französischen Biografin Sarah Brunet reist er so im atemberaubenden Tempo von Bern über Serbien in die USA. Die Stationen haben immer etwas mit Albert Einstein zu tun, sei es nun die Arbeit im Patentamt, der Geburtsort seiner ersten Frau Mileva oder eben sein Wirken an der Universität Princeton. Es wird auch über den Verbleib seiner unehelich geborenen Tochter Liesl spekuliert. Ansonsten bleibt aber das Leben des Physikers weitgehend unbeachtet. Für die Ereignisse im Buch sind eigentlich auch nur die Aufenthaltsorte wichtig.

Der Roman lässt sich nicht eindeutig in ein Genre einordnen. Zu viele Fäden werden aufgenommen und leider am Ende nicht verknüpft. Zum einen ist mit der Jagd nach einer geheimen Formel das Krimigenre angesprochen. Die immer wiederkehrenden Bedrohungen und Mordfälle in nächster Umgebung des Protagonisten treiben die Geschichte voran und ziehen auch den Leser in einen Bann. Nur aufgrund der hohen Geschwindigkeit kann es wohl passieren, dass wichtige Hinweise zum Nachvollziehen mancher Entscheidungen fehlen. Zum anderen ist es durch die grobe Andeutung des Lebensweges von Einstein und seiner Familie ein biografischer Hintergrund gegeben. Die Orte und Erlebnisse bilden allerdings lediglich die Kulisse. Nett und zum Teil sehr anspruchsvoll sind die am Beginn eines Kapitels abgedruckten Zitate berühmter Persönlichkeiten.

Der Roman des spanischen Autorenpaars Álex Rovira und Francesc Miralles hat durchaus einen hohen Unterhaltungswert. Wer allerdings vom deutschen Titel her einen Einblick in die Arbeiten Albert Einsteins oder doch zumindest eine klischeelose Biografie erwartet, wird enttäuscht. Von diesen Erwartungen losgelöst, liest es sich jedoch sehr gefällig und bringt auf den letzten Seiten tatsächlich eine wichtige Erkenntnis.