Wie mache ich ein Spiegelei?

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r.e.r. Avatar

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Albert Einstein bekam mit 43 Jahren den Nobelpreis für Physik. Obwohl er den Preis für seine Erklärung zum photoelektrischen Effekt erhielt, ist er bis heute berühmt für seine Relativitätstheorie bzw. für die bedeutende Formel: E = mc². Zu seinen Lebzeiten feierte man ihn wie einen Superstar und interessierte sich dementsprechend für sein ungewöhnliches Privatleben. Einstein war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Mileva Maric hatte er zwei Söhne und eine Tochter, deren Existenz erst 1987 durch die Veröffentlichung von privaten Briefen bekannt wurde. Das Schicksal dieser unbekannten Tochter Lieserl liegt bis heute im Dunkeln. Dennoch spielt dieses geheimnisvolle Mädchen in “Einsteins Versprechen” eine wichtige Rolle.

 

Der freie Journalist Javier Costa, der sich beruflich mit Albert Einstein befasst, bekommt eine anonyme Einladung nach Cadiqué, dem Ort an dem der berühmte Physiker seinen Urlaub verbrachte. In Einsteins ehemaligem Sommerhaus erwartet ihn ein Wissenschaftler namens Yoshimura. Dieser arbeitet an einer Einstein Biographie und scheint über einige neue, brisante Erkenntnisse dessen Nachlass betreffend zu verfügen. Einen Tag nach diesem Treffen, wird der Wissenschaftler tot aufgefunden. Costa erhält den Auftrag die Lücken in der Arbeit des Japaners zu füllen.

 

Die Einladung nach Cadiqué kommt von einem geheimen Absender. Costa, der etwas naiv wirkende Ich-Erzähler, fährt dennoch hin. Warum er dies tut, von Zweifeln geplagt und ohne ersichtlichen Grund wird nicht klar. Ebenso anonym kommt nach dem Tod Yoshimuras der Auftrag und fast zeitgleich eine große Anzahlung. Auch hier wieder nur sanftes Grübeln statt konsequenter Nachfrage. Costa nimmt das Geld und beginnt mit der Arbeit. Ohne zu wissen welchen Lücken er eigentlich nachspüren soll um sie zu füllen. Diese fehlende Basis begleitet den ganzen Roman. Es kommt keine Spannung auf, den nie ist ganz klar wonach die Protagonisten in der Hauptsache suchen. Nach der Tochter Einsteins und deren Nachkommen oder nach dessen letzter Erkenntnis.

 

Blass bleibt der Roman auch aufgrund seiner Figuren. Den Autoren gelingt es nicht, diesen Leben einzuhauchen. Costa, die erzählende Hauptfigur, bleibt farblos. Der einundvierzigjährige scheint einem vor den Augen zu verschwimmen. Was treibt ihn an? Das Geld, die schöne Wissenschaftlerin, die unversehens an seine Seite gerät oder doch nur Geldmangel? Auch Sarah Brunet, seine unfreiwillige Partnerin bei der Suche, bleibt oberflächlich. Hübsch, kurvige Figur, tiefblaue Augen, dunkles Haar. Rovira und Miralles beschreiben keine Eigenheiten, malen keinen Hintergrund. Es bleibt einem nichts weiter übrig, als den beiden bei ihrer atemlosen Jagd um den ganzen Erdball zu folgen, ohne zu wissen was sie eigentlich suchen bzw. wovor sie davonlaufen. Das Autorenduo lässt immer wieder Leichen den Weg der beiden pflastern. Woher die Gefahr eigentlich droht und warum, wird ebenfalls nicht geklärt. So bleibt der Spannungsbogen flach bis nicht vorhanden.

 

Sprachlich ist das Buch einwandfrei. Die kurzen Kapitel ermöglichen zügiges Lesen. Jedem Kapitel ist eine passgenaue Überschrift und ein Zitat vorangestellt. Die Zitate regen zum Nachdenken, Zustimmen oder einfach zum Schmunzeln an. Diese Mühe der Autoren hat sich gelohnt. Ein Punkt den man lobend hervorheben kann, weil sich die übrige Lektüre meines Erachtens nicht lohnt.

 

Eine Anekdote die die Autoren im Buch beschreiben kann zur Veranschaulichung dienen: Ein Journalist fragt Einstein. “Können Sie mir die Relativität erklären?” Einstein antwortet mit einer Gegenfrage. “Können Sie mir erklären, wie man ein Spiegelei macht?” Als der Journalist verwundert mit Ja antwortet, erwidert Einstein. “Gut, dann machen Sie es mal, aber stellen Sie sich dabei vor, ich wüsste nicht, was ein Ei, was eine Pfanne, was Öl und was Feuer ist.” Diese Erklärung ist den Autoren jedenfalls nicht gelungen.