Viel Atmosphäre, ein Hauch Geheimnis, aber noch nicht ganz bei mir

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wortteufel Avatar

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Die Leseprobe von Eisenblume macht vieles richtig: Der Ton ist ruhig, leicht melancholisch, die Hauptfigur wirkt direkt nahbar, und über allem liegt ein feiner Schleier von Vergangenheit, Verlust und Neuanfang. Das Setting – altes Haus, neue Lebensphase, rätselhafte Briefe – klingt nach einer Mischung aus Familiengeheimnis und leiser Selbstfindungsgeschichte. Das ist grundsätzlich etwas, das mich interessiert.

Was mir gefällt: Die Sprache ist angenehm zurückhaltend, nicht kitschig, aber emotional offen. Es wird nicht gleich alles erklärt, sondern mit feinen Andeutungen gearbeitet. Das erzeugt eine gewisse Spannung, ohne sich in Klischees zu verlieren. Die Idee eines historischen Geheimnisses, das sich über Briefe entfaltet, finde ich reizvoll – allerdings hoffe ich, dass es nicht zu sehr in erwartbare Pfade abdriftet.

Was ich mir noch wünsche: Etwas mehr Reibung. Bisher wirkt alles stimmig, aber fast ein wenig zu rund, zu gefällig. Ich brauche meist eine emotionale Schärfe oder eine Figur, die mir ein bisschen querkommt, damit ich wirklich hängenbleibe. Vielleicht kommt das noch – das Potential ist da.

Fazit: Eisenblume könnte mich durchaus überzeugen – wenn es im weiteren Verlauf den Mut hat, tiefer zu graben. Die Leseprobe war stimmungsvoll und gut geschrieben, aber ob sie wirklich nachhallt, wird sich erst zeigen, wenn die Konflikte anziehen. Ich bleibe neugierig, aber noch nicht ganz eingenommen.