Beklemmende Ermittlungen in der Vergangenheit: Ein nordischer „cold case“

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diemanu72 Avatar

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Der zweite Roman mit dem Ermittler-Duo Fredrika Storm und Henry Calment der Autorin Frida Skybäck beginnt mit abenteuerlustigen Jugendlichen, die in die verlassene psychiatrische Klinik in Lund nach Hinterlassenschaften (und vielleicht auch nach Geistern von ehemaligen Patienten) einsteigen. In einer Art Mutprobe durchstreifen sie die verlassenen Räume und durchsuchen die zurückgelassenen Möbelstücke, immer in der Gefahr, dass eine brüchige Mauer der Ruine zusammenstürzt. An einer Stelle machen die Jugendlichen auf einmal eine schaurige Entdeckung: ein Mensch, eingemauert in einer der Wände.
Die herbeigerufene Polizei (in Form von Fredrika und Henry) sind wenig begeistert, sich mit einem (offensichtlich) cold case beschäftigen zu müssen. Aber sie beginnen, sich die Vermisstenfälle der Klinik zu beschaffen und finden tatsächlich einen Fall aus dem Jahr 1987. Nun wird die gegenwärtige Geschichte immer wieder durch Rückblenden durchzogen: All das, was die Kommissare zu diesem Vermisstenfall erfahren, erfährt der Leser durch eine Rückblende.
Die Befragungen von ehemaligen Pflegern und Ärzten der Klinik gestalten sich zäh, da niemand etwas gewusst, gehört oder gesehen haben will. Die letztendliche Auflösung ist dann doch eine Überraschung, die man nicht unbedingt erwartet hätte.

Dieses Zähe der Ermittlungen und die verlassene psychiatrische, halb verfallene Klinik erzeugen eine düstere Stimmung und Beklemmung, die einen Großteil eines „nordischen“ Krimis ausmacht. Zudem kommen auch Behandlungsarten ans Tageslicht, die heutzutage u.U. strafrechtlich verfolgt werden könnten.
Die erste Hälfte (oder die ersten zwei Drittel) gestalten sich für den Leser langatmig, zum Ende hin nimmt das Tempo dann rasant zu. Wenn man sich bewusst ist, dass dieser Krimi nicht unbedingt „actiongeladen“ ist und man nordische Krimis mag, dann ist man hier genau richtig.